Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden, erleben häufig eine komplexe Phase, in der hormonelle Veränderungen zu einer Vielzahl psychischer und physischer Symptome führen können. Während einige Betroffene kaum eine Veränderung wahrnehmen, haben andere mit ernstzunehmenden Veränderungen zu kämpfen. Besonders häufig wird diese Phase von Schlafstörungen, Müdigkeit und einem Rückgang des sexuellen Interesses begleitet.
Jüngste Studien, darunter eine von der Cardiff University, zeigen, dass Frauen in der Perimenopause das Risiko erhöhen, erstmals an schweren Depressionen zu erkranken. Die Forschung hat ergeben, dass dieses Risiko während dieser Übergangszeit um etwa 30 Prozent steigt. In der umfassenden Analyse gesundheitsrelevanter Daten von fast 40.000 Frauen ergaben sich alarmierende Ergebnisse. Rund 700 Frauen in der Perimenopause litten unter einer ersten depressiven Episode, im Vergleich zu nur etwa 550 Frauen im jüngeren Alter.
Psychische Auswirkungen der Hormonveränderungen
Diese hormonellen Schwankungen, die typischerweise zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr beginnen, verursachen oft so genannte „Achterbahn“-Effekte im hormonellen Bereich, die das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen können. Markus Banger, Facharzt für Psychotherapie, erklärt, dass die Kombination aus hormonellen Veränderungen und sich verändernden Lebensumständen – wie dem Auszug der Kinder oder der Pflege von Angehörigen – zusätzliche psychische Belastungen hervorrufen kann. In vielen Fällen müssen die Betroffenen jedoch erkennen, dass ihre Symptome eng mit der Perimenopause verknüpft sind.
Die kulturelle Wahrnehmung der Wechseljahre spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. In vielen westlichen Gesellschaften wird diese Lebensphase oft negativ wahrgenommen, während sie in anderen Kulturen, wie beispielsweise in Japan, als natürliche Entwicklung gefeiert wird. Diese unterschiedlichen Perspektiven können erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Frauen haben.
Ein spezielles Augenmerk sollte auf Frauen gelegt werden, die bereits an psychischen Störungen litten. Diese Frauen sind besonders anfällig für verstärkte Symptome während der Perimenopause. Dennoch erleben auch Frauen ohne Vorgeschichte psychischer Erkrankungen plötzlich Angstzustände und Panikattacken, was den Unsicherheitsfaktor während dieser Phase erhöht.
Die Symptome der Perimenopause entwickeln sich oft schleichend und werden von den Betroffenen anfänglich nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft, hebt hervor, dass eine Aufklärung über die hormonellen Prozesse eine wichtige Maßnahme zur Bewältigung der Beschwerden darstellen kann.
Therapieansätze und Prävention
Die Behandlung der Symptome ist ebenso vielfältig wie deren Ursachen. Hormonersatztherapien, nicht-hormonelle Ansätze wie Antidepressiva, Phytoöstrogene sowie alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Sport und Verhaltenstherapie können in Betracht gezogen werden. Banger betont, dass es entscheidend ist, die Schwere der Symptome genau zu beurteilen, um eine individuelle Behandlung zu gewährleisten. In vielen Fällen könnte eine Kombination von medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungen als besonders wirksam erachtet werden.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen und Psychiatern ist dabei von großer Bedeutung. In vielen Fällen könnte eine frühe Hormongabe die Symptome signifikant lindern und unnötige psychosomatische Klinikaufenthalte verhindern. Doch oftmals merken die Betroffenen nicht, dass ihre Beschwerden in direktem Zusammenhang mit den Wechseljahren stehen. Dies führt dazu, dass sie sich zuerst psychologischer Behandlung unterziehen, bevor die hormonellen Aspekte in Betracht gezogen werden.
In Großbritannien gibt es mittlerweile Bewegungen, die eine bessere Versorgung während der Perimenopause fordern. Diese Initiativen fördern ein wachsendes Bewusstsein für die Herausforderungen, mit denen Frauen in dieser Lebensphase konfrontiert sind. Die Verantwortlichen betonen, dass auch in Deutschland ein Bedarf besteht, das Thema offener zu diskutieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Die Debatte um die Wechseljahre hat an Fahrt gewonnen, doch in Deutschland ist, laut Banger, die Diskussion oft noch insufficient. Trotz der Aufgeschlossenheit in der Gesellschaft bleibt die umfassende Betrachtung des Themas aus. Dies hinterlässt viele Betroffene in Ungewissheit über den Umgang mit ihren Beschwerden.
Die Wechseljahre sind ein natürlicher Lebensabschnitt, und ein besseres Verständnis dafür, was Frauen während dieser Phase erleben, könnte dazu beitragen, die Akzeptanz zu fördern und Symptome der Perimenopause gezielt zu bekämpfen. Für eine detaillierte Betrachtung der aktuellen Entwicklungen sei auf einen umfassenden Bericht auf www.welt.de verwiesen.