Im Saarland melden immer mehr Studierende psychische Gesundheitsprobleme. Die psychologische Beratungsstelle an der Saar-Uni zeigt alarmierende Zahlen, die auch bundesweite Trends widerspiegeln. Um der wachsenden Nachfrage nach Unterstützung gerecht zu werden, ist ein Personalzuwachs dringend erforderlich.
Die psychische Belastung unter den Studierenden nimmt stetig zu. Besonders hervorzuheben sind Angstzustände, Depressionen und das Gefühl der Überforderung. Diese Entwicklung wurde im Dezember in einer großen Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und des Deutschen Studierendenwerks (DSW) bestätigt, die einen Anstieg von 53 Prozent auf 65 Prozent an depressiven Belastungen zwischen 2016 und 2021 dokumentierte. Der Anstieg von 20 Prozentpunkten seit 2011 verdeutlicht die Dringlichkeit des Themas.
Anstieg psychischer Belastungen
An der Saar-Uni haben 2023 mehr als 861 Studierende die Beratungsstelle aufgesucht – ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen sind ein Indikator für den gestiegenen Beratungsbedarf. Im Vergleich zu 2013 ist die Anzahl der Konsultationen mehr als verdoppelt. Claudia Kemmer von der Beratungsstelle blickt besorgt auf diese Entwicklungen: „Die psychische Belastung der Studierenden ist deutlich angestiegen“.
Besonders auffällig ist die Wirkung der COVID-19-Pandemie. Während 2020 nur 589 Studierende Beratung in Anspruch nahmen, glaubt Kemmer, der Rückgang sei nicht auf weniger Bedarf zurückzuführen. Vielmehr habe der Wechsel zu telefonischen und später zu Video-Beratung aufgrund der sozialen Isolation nicht den tatsächlichen Bedürfnissen der Ratsuchenden entsprochen.
Ursachen der psychosozialen Belastung
Die Gründe für den drastischen Anstieg an psychischer Belastung sind vielfältig. Laut Kemmer tragen aktuelle weltpolitische Ereignisse, die Nachwirkungen der Pandemie sowie der anhaltende Leistungsdruck im Studium maßgeblich zur psychosozialen Beanspruchung von Studierenden bei. Hinzu kommt die Klimakrise, die bei vielen jungen Menschen Ängste und Sorgen auslöst.
Ein weiteres Thema sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Inanspruchnahme von Hilfe. Fast doppelt so viele Frauen suchten die Beratungen der Einrichtung auf. Kemmer erklärt, dass dies nicht darauf hindeutet, dass Männer weniger psychische Probleme haben, sondern vielmehr, dass Frauen tendenziell offener über ihre Probleme sprechen können. Für Männer ist es oft noch mit Scham verbunden, Hilfe in Anspruch zu nehmen, was zeigt, dass weiterhin ein erheblicher gesellschaftlicher Wandel notwendig ist.
Angesichts der kontinuierlich steigenden Nachfrage haben die Beratungsstellen derzeit mit langen Wartezeiten von etwa sechs Wochen zu kämpfen. Eine Personalaufstockung scheint unumgänglich, um den Anforderungen gerecht zu werden. Kemmer von der Beratungsstelle weist darauf hin: „Da die Finanzierung durch die Sozialbeiträge der Studierenden nicht ausreicht, ist eine Erhöhung des Stellenschlüssels zurzeit nicht realisierbar. Wir bemühen uns jedoch, Konzepte zu entwickeln, die die Beratungsangebote optimieren sollen“.
Das Thema wird in der SR info Rundschau am 12.10.2024 weiter behandelt, was weitere Diskussionen über die psychische Gesundheit von Studierenden im Saarland anstoßen könnte. Diese Ausweitung der Berichterstattung belegt die Relevanz und Dringlichkeit der Thematik für die betroffenen Studierenden.