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Soziale Netzwerke im Alter: Schlüssel zur Prävention von Demenz

Eine interdisziplinäre Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg untersucht, wie soziale Isolation bei älteren Menschen das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz beeinflusst, und zeigt, dass vor allem Freundschaften eine entscheidende Rolle für die geistige Gesundheit spielen.

Soziale Isolation ist ein weitverbreitetes Problem, besonders unter älteren Menschen, und hat weitreichende Auswirkungen auf die geistige Gesundheit. Eine neue Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zeigt auf, wie entscheidend soziale Netzwerke für kognitive Fähigkeiten sind. Die von einem interdisziplinären Team der FAU durchgeführte Forschung beleuchtet den Zusammenhang zwischen dem Fehlen sozialer Kontakte und dem Risiko von Demenz.

Für viele Senioren sind soziale Interaktionen essenziell, um ein erfülltes Leben zu führen. Treffen mit Freunden, sei es zu einem Kaffeekränzchen oder im Rahmen von Sportgruppen, sind unverzichtbar. Laut Lisa Laininger, der Erstautorin der Studie, ist das Fehlen solcher sozialen Bindungen ein Anzeichen für soziale Isolation, die wiederum die geistige Gesundheit negativ beeinflussen kann. Die Studie hat ergeben, dass bereits kognitiv beeinträchtigte Menschen Gefahr laufen, isoliert zu werden, was ihre Situation noch weiter verschlechtern kann.

Die Studie und ihre Ergebnisse

Im Rahmen der Forschungsarbeit wurden die Daten von 106 Personen über einen Zeitraum von 12 Monaten erfasst. Alle Teilnehmer zeigten bereits Anzeichen kognitiver Beeinträchtigungen, und interessanterweise waren sie nicht auf die Unterstützung von Angehörigen angewiesen. Diese besondere Einflussnahme gibt den Forschern wichtige Einblicke in die Realität von Menschen, die möglicherweise schon an einem Punkt sind, an dem sie sich sozial zurückziehen.

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Eine bemerkenswerte Entdeckung der Studie war, dass 42,5 Prozent der Teilnehmer ein erhöhtes Risiko für ein ungenügendes Netzwerk aus Freunden aufwiesen. Im Vergleich dazu lag das Risiko der sozialen Isolation gegenüber Familienmitgliedern lediglich bei 17 Prozent. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass das Fehlen von Freundschaften weitaus problematischer sein könnte, was die geistige Gesundheit betrifft.

Freundschaften als Schutzfaktor

Die Forschung ergab zudem, dass Freundschaften einen größeren Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit zu haben scheinen als familiäre Bindungen. Ein Grund hierfür könnte sein, dass Freunde dazu anregen, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen und einen regelmäßigen Austausch zu pflegen. Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas, Co-Autor der Studie, hebt hervor, dass Freunde auch als Vorbilder für gesundheitsbewusstes Verhalten fungieren können, etwa durch gemeinsame sportliche Aktivitäten.

Trotz der Erkenntnisse zeigt die Forschung, dass Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad eine noch entscheidendere Rolle spielen, sobald diese traditionellen Risikofaktoren in die Analyse einfließen. In diesen Fällen ist der Einfluss des Freundeskreises auf die kognitiven Fähigkeiten nicht mehr eindeutig feststellbar, was die Komplexität der Thematik verdeutlicht.

Die Studie hebt hervor, dass es nicht nur wichtig ist, die Anzahl der sozialen Kontakte zu zählen, sondern herauszufinden, wie diese Kontakte gestaltet sind. Die enge Beziehung zu Freunden könnte daher als eine Art Schutzschild gegen kognitive Abbauprozesse wirken.

Handlungsbedarf und Empfehlungen

Die Wissenschaftler appellieren an die Gesellschaft, insbesondere Maßnahmen zu ergreifen, die Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen helfen, soziale Bindungen zu pflegen. Es sei von großer Bedeutung, zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln, die es diesen Menschen erleichtern. Dazu gehören beispielsweise Kunst- und Bewegungsgruppen, in denen sowohl Menschen mit als auch ohne Demenz aktiv teilnehmen können.

Soziale Isolation gehört zu den veränderbaren Risikofaktoren für Demenz, ähnlich wie Bewegungsmangel oder ungesunde Ernährung. Die Erkenntnisse dieser Studie tragen dazu bei, das Bewusstsein für die Wichtigkeit sozialer Interaktionen zu schärfen und könnten einen wertvollen Einfluss auf zukünftige Strategien im Gesundheitswesen haben.

Für weiterführende Informationen zur Studie und deren Ergebnisse, besuchen Sie bitte diese Seite.

In der heutigen Gesellschaft ist es unerlässlich, den sozialen Zusammenhalt zu fördern, insbesondere im Hinblick auf die wachsende Zahl älterer Menschen und die damit verbundenen Gesundheitsherausforderungen. Durch das Schaffen einer unterstützenden Gemeinschaft kann der Einfluss der sozialen Isolation verringert und somit die Lebensqualität vieler Menschen entscheidend verbessert werden.

Einfluss von Sozialen Netzwerken auf die Kognition

Die Forschung zeigt zunehmend, dass soziale Netzwerke nicht nur zur emotionalen Unterstützung, sondern auch zur kognitiven Gesundheit älterer Menschen beitragen können. Sozialaktive Personen, die regelmäßigen Kontakt zu Freunden und Bekannten haben, weisen in der Regel höhere kognitive Fähigkeiten auf als diejenigen, die isolierter leben. Eine umfassende Studie des University College London hat einen klaren Zusammenhang zwischen der sozialen Engagement und der geistigen Gesundheit festgestellt: Je aktiver eine Person in ihrem sozialen Umfeld ist, desto geringer ist das Risiko für kognitiven Abbau (siehe UCL).

In einer weiteren Untersuchung, die den Zusammenhang zwischen sozialer Interaktion und kognitiven Fähigkeiten näher beleuchtet, fanden Forscher heraus, dass regelmäßige soziale Interaktionen das Risiko für die Entwicklung von Demenz signifikant verringern. Diese Entdeckungen unterstreichen, wie wichtig es ist, soziale Bindungen aufrechtzuerhalten und aktiv an gemeinschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen.

Demografische Trends und soziale Isolation

Die demografische Entwicklung beschreibt einen Anstieg der älteren Bevölkerung, was die Relevanz von Studien wie der von digiDEM Bayern weiter verstärkt. Laut dem Statistischen Bundesamt wird erwartet, dass der Anteil der Menschen über 65 Jahre in Deutschland bis 2035 auf über 30% ansteigt. Diese Veränderung bringt neue Herausforderungen mit sich, einschließlich der Notwendigkeit, Gesundheitsversorgung an die Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft anzupassen (Destatis).

Für viele ältere Menschen bedeutet dies eine zunehmende Gefahr der sozialen Isolation. Faktoren wie der Verlust von Partnern, Mobilitätseinschränkungen und ein sinkendes soziales Netzwerk tragen dazu bei, dass viele in Einsamkeit leben. Es ist daher imperative, politische Maßnahmen und Programme zu entwickeln, die darauf abzielen, soziale Isolation aktiv zu bekämpfen und den Menschen ein aktives und erfülltes Leben zu ermöglichen.

– NAG

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