In der serbischen Hauptstadt Belgrad kommt es zu massivem Widerstand gegen den geplanten Lithium–Bergbau im Jadar-Tal, wo sich Europas größtes Lithium-Vorkommen befindet. Zehntausende Bürger versammelten sich unter dem Motto „Es wird keine Bergwerke geben“, um auf die potenziellen Gefahren für Natur und Gesundheit aufmerksam zu machen.
Blockaden und breite Mobilisierung
Die Protestierende zeigten ihren Unmut nicht nur auf der Straße, sondern besetzten auch die Gleise an zwei zentralen Bahnhöfen und blockierten somit den Zugverkehr in und um Belgrad. Viele von ihnen sind entschlossen, die Gleise die ganze Nacht über zu halten, während die Polizei anfangs nicht eingriff. Innenminister Ivica Dacic sprach von einer „schweren Verletzung der öffentlichen Ordnung“ und kündigte rechtliche Konsequenzen an.
Bedeutung des Lithium-Abbaus
Lithium gilt als unentbehrlich für die Herstellung von Elektroautos und hat aufgrund der wachsenden Nachfrage an Bedeutung gewonnen. Die serbische Regierung hat im Juli 2023 das grüne Licht für die Lithium-Förderung gegeben, nachdem diese aufgrund von Protesten vor zwei Jahren ausgesetzt wurde. Dieser Schritt könnte Serbien zudem wirtschaftlich stärken, allerdings auf Kosten der Umwelt.
Politische Dimensionen und internationale Interessen
Das Projekt zieht auch internationales Interesse auf sich. Gemeinsam mit der EU und Bundeskanzler Olaf Scholz hat die serbische Regierung eine Absichtserklärung unterzeichnet, die eine umweltverträgliche Förderung des Rohstoffs in Aussicht stellt. Hinter dem Vorhaben steht das australische Bergbauunternehmen Rio Tinto, das beabsichtigt, an dem Abbau teilzuhaben. Umweltschützer warnen jedoch vor den langfristigen Folgen des Abbaus und zeigen auf, dass Schwermetalle in das Grundwasser gelangen könnten.
Gesellschaftlicher Widerstand und Verantwortungsbewusstsein
Schauspielerin Jelena Stupljanin stellte in ihrer Rede auf der Protestkundgebung die Frage des Patriotismus in den Raum. „Ist es Patriotismus, einem multinationalen Unternehmen zu helfen, oder ist wahrer Patriotismus der Kampf für saubere Luft und Wasser?“, sagte sie. Diese Äußerung spiegelt die wachsende Besorgnis vieler Bürger wider, die in der Aktionswoche in mehr als 40 Städten Serbiens ihre Stimme erhoben haben.
Fazit und Ausblick
Mit den bevorstehenden Verkehrsblockaden ist zu erwarten, dass die Protestwelle weiter anhält und der Druck auf die serbische Regierung zunimmt. Die Diskussion über den Lithium-Abbau wird auch weiterhin die öffentliche Debatte prägen, da Bürger, Umweltschützer und politische Entscheidungsträger abwägen müssen, wie sich wirtschaftliche Interessen und Umweltschutz in Einklang bringen lassen.
– NAG