Im Landkreis Diepholz beobachten Unternehmen einen alarmierenden Anstieg der Krankenstände, der auf ein Rekordhoch angestiegen ist. Laut den Berichten der Techniker Krankenkasse (TK) und AOK fehle jeder Erwerbstätige durchschnittlich 14,13 Tage im ersten Halbjahr 2024, was zahlreiche Arbeitgeber dazu veranlasst, Maßnahmen zu ergreifen. Eine häufig diskutierte Lösung ist die Einführung von Anwesenheitsprämien, bei denen Mitarbeiter für ihre regelmäßige Anwesenheit eine finanzielle Belohnung erhalten. Diese Prämien von bis zu 500 Euro pro Quartal sollen einen Anreiz bieten, um Krankmeldungen zu verringern, was auch schon bei einigen Betrieben im Kreis Diepholz umgesetzt wird, wie kreiszeitung.de berichtet.
Rechtliche Bedenken und potenzielle Risiken
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Auszahlung von Anwesenheitsprämien sind jedoch nicht klar definiert. Das Entgeltfortzahlungsgesetz legt fest, dass Prämien im Falle von Krankheit anteilig gekürzt werden können. Diese Maßnahmen können zwar kurzfristig funktionieren, doch Experten warnen: Eine solche Prämie könnte Misstrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer schüren und dazu führen, dass Mitarbeitende trotz Krankheit zur Arbeit kommen, was langfristig die Gesundheit aller gefährden könnte. Nils Wigger, ein Fachanwalt für Arbeitsrecht, betont, dass es effizienter sei, für ein positives Arbeitsumfeld zu sorgen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, anstatt auf Anwesenheitsprämien zu setzen. Zudem haben nicht alle Mitarbeiter die gleichen Möglichkeiten, von solchen Prämien zu profitieren, was zu Ungleichheiten führen kann, wie deutsche-handwerks-zeitung.de anmerkt.
Während viele Unternehmen überzeugt sind, dass Anwesenheitsprämien eine Lösung sind, mahnen Gewerkschaften und Rechtsexperten zur Vorsicht. Stattdessen sollte der Fokus auf einer verbesserten Arbeitsatmosphäre und gezielten Gesundheitsprogrammen liegen, um die Produktivität zu steigern und langfristig die Krankenstände zu senken.
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