In einer klaren Ansage hat Nancy Petsch (45), bekannt als „Kleiderursel“, angekündigt, dass sie zukünftig nicht mehr bereit ist, jedem Wunsch nachzukommen. Die Mutter von vier Söhnen und engagierte Sozialarbeiterin hat beschlossen, ihre Prioritäten neu zu setzen und sich stärker auf ihre eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren.
Über viele Jahre hat sich Nancy in verschiedenen Initiativen engagiert, darunter die Bereitstellung von Kleidung und die Unterstützung von bedürftigen Familien. Vor sieben Jahren eröffnete sie ihre Kleiderkammer, die sich seitdem zu einem wichtigen Anlaufpunkt entwickelt hat. Trotz der Schließung der Begegnungsstätte „Zuhause in Branne“ bleibt sie aktiv, jedoch mit einem deutlichen Fokus auf ihre eigene Gesundheit.
Nancy Petsch sieht sich selbst als Mittlerin
Nancy beschreibt sich als Lebensretterin und Unterstützerin, weist allerdings auch auf die physischen und psychischen Herausforderungen hin, mit denen sie konfrontiert ist. Ihre Reise zur Selbstakzeptanz ist geprägt von ihren Kämpfen gegen gesundheitliche Probleme, darunter eine gescheiterte Magenoperation und depressive Verstimmungen. Diese Herausforderungen haben sie gelehrt, besser auf sich selbst zu achten.
Nachdem sie irgendwann die Kontrolle über ihre gesundheitlichen Zustände verloren hatte, erkennt sie nun die Notwendigkeit, auch mal „Nein“ zu sagen. Ursprünglich war sie stets bereit zu helfen, ohne dabei ihre eigenen Grenzen zu beachten. Das hat sich geändert: Nancy analysiert nun die Bitten um Hilfe, bevor sie zusagt.
Kürzlich trug sie für den Weg zum Briefkasten keine Mütze und wurde von einer Nachbarin darauf angesprochen. Diese kleine, alltägliche Begebenheit symbolisiert ihren inneren Wandel; sie hat begonnen, sich in ihrer Haut wohler zu fühlen.
Over die Jahre erlebte sie, wie oft Menschen in ihrem Umfeld nicht realisierten, dass auch sie an ihren eigenen Grenzen kämpfen muss. So hatte sie wiederholt Helfern wie jungen Müttern zur Seite gestanden, was sie oft als Herausforderung empfand, auch aus dem Grund, dass einige dieser Hilfesuchenden wenig Eigenverantwortung zeigten.
Ihre letzten Beziehungen und Ehen trugen dazu bei, dass sie ein Bedürfnis nach Selbstreflexion verspürt. Ihre dritte Ehe scheiterte schließlich daran, dass ihr Partner mehr Nähe und Zuwendung einforderte, als sie bereit war zu geben. Diese Erfahrung hat sie gelehrt, dass es wichtig ist, auch in Beziehungen auf die eigenen Bedürfnisse einzugehen.
Ehrenamt und Eigenverantwortung
Trotz ihrer gesundheitlichen Probleme zieht Nancy Petsch weiterhin Lehren aus ihrem eigenen Leben. Sie ist nun in der Lage, das Ehrenamt, das sie seit vielen Jahren ausübt, kritisch zu hinterfragen und sich dabei nicht selbst zu verlieren. Dies unterstreicht ihre Entschlossenheit, ihr Leben in den Griff zu bekommen und nicht nur „Kleiderursel“ zu sein.
20018 wurde sie für ihr Engagement mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Brandenburg ausgezeichnet, was sie als großen Ansporn sieht. Dennoch fordert sie eine bessere Unterstützung für alle, die in ähnlichen Notsituationen stecken, da viele Menschen auf sich allein gestellt sind und eine stärkere Rückendeckung benötigen.
Die direkte Art von Nancy, gepaart mit ihren ehrlichen Einsichten, gibt ihr die Möglichkeit, anderen Mut zu machen. Sie bestätigt, dass es entscheidend ist, auch mal egoistisch zu sein, um langfristig Hilfe für andere leisten zu können. Dieser Wandel in ihrer Denkweise ist nicht nur für sie selbst wichtig, sondern auch für die Menschen, die sie weiterhin unterstützen möchte.