
In der heutigen Gesellschaft wird mehr und strenger gefastet als in Klöstern, berichtet die Religionssoziologin Isabelle Jonveaux. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal kath.ch erläutert sie, dass viele Menschen heutzutage auf eigene Faust und unabhängig von kirchlichen Vorgaben fasten. Der Fokus hat sich von spirituellen Zielen hin zu gesundheitlichen Aspekten verschoben. Jonveaux stellt fest, dass das Fasten in Klöstern, insbesondere bei den österreichischen Benediktinern, an Bedeutung verloren hat. Heutzutage konsumieren viele Mönche auch während der Fastenzeit Fleisch, was im Widerspruch zur Benediktsregel steht, die nur den kranken Mitgliedern Flüssignahrung erlaubt.
Die Wissenschaftlerin hebt hervor, dass früher der Verzicht auf Fleisch sowohl mit sexueller Enthaltsamkeit als auch mit einer Botschaft der Armut verbunden war. Medikamente, die von den Ärzten Otto Buchinger und Hellmut Lützner entwickelt wurden, fördern sogar einen fast vollständigen Verzicht auf feste Nahrung, während bei manchen modernen Fastenformen auch sonntags gefastet wird – etwas, was einen entscheidenden Bruch mit den traditionellen Praktiken der Kirche darstellt. Während katholische Traditionen den Sonntag als Tag der Auferstehung Christi feiern, um die Fastenzeit zu unterbrechen, sind neue Fastengruppen darauf bedacht, die positiven Wirkungen des Fastens nicht zu unterbrechen. Dieses Phänomen wird sowohl unter Katholiken als auch bei Menschen auf spiritueller Suche oder in Lebenskrisen beobachtet, oft unter Frauen über 50, was die Vielfalt der heutigen Fastenpraktiken unterstreicht.
Veränderungen in der Fastenpraxis
Jonveaux merkt an, dass das moderne Fasten auch in Klostern Einzug hält, da immer mehr Mönche und Nonnen die Vorteile des Fastens wiederentdecken und samt externen Trainern Programmen anbieten. Diese Verschiebung reflektiert nicht nur einen Trend in der Gesellschaft, sondern zeigt auch, dass das Klosterleben und die Fastenpraktiken dabei sind, sich an die moderne Welt anzupassen. Es ist eine spannende Zeit für das Fasten – eine Praxis, die einst tief in der religiösen Tradition verwurzelt war und nun neue, individuelle Formen annimmt und sich den aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen anpasst, wie Jonveaux in ihrer Analyse feststellt, die sowohl traditionelle als auch zeitgenössische Perspektiven berücksichtigt.
Die Wechselwirkungen zwischen den modernen und traditionellen Fastenpraktiken verdeutlichen, dass Fasten nicht mehr allein ein religiöser Akt ist, sondern auch zu einem Ausdruck persönlicher Gesundheit und ökologischer Verantwortung geworden ist, so die Einschätzung von Isabelle Jonveaux, wie auch CNA Deutsch ergänzt. Heutzutage ist diese Praxis nicht mehr nur den Mönchen vorbehalten, sondern stellt für viele eine individuelle Wahl dar, die sowohl spirituelle als auch gesundheitliche Dimensionen umfasst.
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