In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald aufgedeckt, dass Kindheitstraumata einen signifikanten Einfluss auf die gesundheitliche Verfassung im Erwachsenenalter haben können. Bei der Analyse von Daten der NAKO Gesundheitsstudie, an der über 156.000 Teilnehmer teilnahmen, wurde festgestellt, dass traumatische Erlebnisse in der Kindheit die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung zahlreicher körperlicher und psychischer Erkrankungen erhöhen. Besonders betroffen sind jüngere Menschen.
Die Forscher, unter der Leitung von Prof. Hans Jörgen Grabe, einem Experten für Psychiatrie, konzentrierten sich auf Krankheiten mit hoher persönlicher und gesellschaftlicher Relevanz. Darunter fallen Krebserkrankungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Typ-2-Diabetes sowie psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände. Um gesicherte Ergebnisse zu erzielen, wurden die Teilnehmer gebeten, ihre Kindheitstraumata durch einen Fragebogen zu beschreiben, der verschiedene missbräuchliche Erlebnisse und Vernachlässigung umfasste.
Die Prävalenz von Traumata
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein Drittel der Befragten, die Kindheitstraumata erlebten, mehrere Arten dieser Erlebnisse angaben. Interessanterweise war die Kombination aus emotionalem und körperlichem Missbrauch die am häufigsten berichtete Traumata-Art. Die Untersuchung stellte fest, dass die Wahrscheinlichkeit, sowohl psychische als auch körperliche Krankheiten zu entwickeln, bei Personen mit Kindheitstraumata signifikant höher ist. Angststörungen und Depressionen traten laut den Forschern häufiger auf als körperliche Erkrankungen, wobei diese Zusammenhänge besonders bei jüngeren Individuen stark ausgeprägt sind. Dr. Johanna Klinger-König, eine der leitenden Wissenschaftlerinnen, bemerkte, dass der Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und späteren Erkrankungen enger ist, je näher die Diagnose am Zeitpunkt der Traumatisierung liegt.
Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden in Bezug auf die Erkrankungen festgestellt. Frauen berichteten signifikant häufiger über Krebs, Angststörungen und Depressionen als Männer, die tendenziell eher von Herzinfarkten und Diabetes betroffen waren.
Die Bedeutung der Früherkennung
„Kindheitstraumata sind individuelle Ereignisse, die dem Opfer oft die Kontrolle entziehen“, erklärte Prof. Grabe und betonte die Notwendigkeit, solche Traumata frühzeitig zu erkennen. Die sich daraus möglicherweise entwickelnden körperlichen und psychischen Erkrankungen stellen sowohl für die Betroffenen als auch für die Gesellschaft eine erhebliche Belastung dar. „Daher ist es von großer Bedeutung, entsprechende therapeutische und präventive Maßnahmen zu entwickeln“, fügte Grabe hinzu.
Das Thema mentale Gesundheit hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die initiierte „Bundesweite Woche der Seelischen Gesundheit“ um den „World Mental Health Day“ am 10. Oktober dient dazu, das Bewusstsein für die Herausforderungen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen begegnen, zu schärfen und die Gesellschaft aktiv in den Dialog einzubinden. Ziel ist es, das Verständnis zu fördern und Vorurteile abzubauen.
Für weitere Informationen über den Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und deren langfristigen gesundheitsbezogenen Folgen bietet der Bericht auf www.uni-greifswald.de umfassende Einblicke und Details zu dieser wichtigen Thematik.
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