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Gesundheitsrevolution gefährdet: Wird Deutschlands Prävention verschlafen?

Dr. Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, äußerte sich kürzlich in einer Anhörung zu dem Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit und kritisierte dabei die unzureichende Finanzierung des neuen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM). Sie hob hervor, dass Deutschland in der internationalen Rangliste der gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen drastisch hinterherhinkt und durch mangelhafte Präventionsstrategien ernsthafte gesundheitliche Risiken in der Bevölkerung in Kauf nimmt.

„Die Zahl der Todesfälle durch Risikofaktoren wie Tabak oder ungesunde Ernährung ist alarmierend. Fast 40 Prozent der Todesfälle in Deutschland sind darauf zurückzuführen. Mit einer durchdachten Präventionspolitik ließen sich viele dieser gravierenden Probleme jedoch vermeiden. Es ist frustrierend zu sehen, dass obwohl wir in Europa die höchsten Gesundheitsausgaben pro Kopf haben, wir in punkto Lebenserwartung im hinteren Drittel rangieren“, erklärte Reimann und bezog sich auf die bestehenden Defizite in der öffentlichen Gesundheitsstrategie.

Der Health-in-all-Policies-Ansatz

Reimann kritisierte zudem die fehlende Implementierung des „Health-in-all-Policies-Ansatzes“, bei dem Gesundheit in alle politischen Entscheidungsprozesse integriert werden sollte. Ihrer Meinung nach müssten die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass sie gesundheitsförderliches Verhalten unterstützen. „Es muss unser Ziel sein, die gesunde Wahl zur einfachen Wahl zu machen“, betonte sie. Der Großteil der notwendigen Maßnahmen liege außerhalb des Gesundheitswesens, dennoch bliebe dieser Aspekt bislang ungenügend berücksichtigt, besonders in den Bereichen Ernährung, Mobilität und Suchtpolitik.

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Das gegenwärtige Gesetz und die Schaffung des BIPAM boten die Chance, eine neue, gesundheitsorientierte Gesamtpolitik einzuführen. Allerdings habe die Politik es versäumt, den Health-in-all-Policies-Ansatz konsequent zu verankern. Laut Reimann wurde dieser Ansatz an mehreren Stellen abgeschwächt, während stattdessen viele fachfremde Änderungsanträge dominieren.

Zusätzlich zu den strukturellen Mängeln bemängelte Reimann die drastischen finanziellen Kürzungen für das BIPAM. Die ohnehin schon knappen rechtlichen Kompetenzen des Instituts wurden weiter eingeschränkt, was die Entwicklung einer umfassenden gesundheitsförderlichen Politik zusätzlich erschwert. Besonders besorgniserregend sei, dass keine ausreichenden Mittel für die Wiederholung der gesundheitlichen Langzeitstudie zu Kindern und Jugendlichen (KiGGS) bereitgestellt wurden. Die bereits bestehenden Daten sind überholt und eine Neu­erhebung dringend erforderlich.

Die gegenwärtigen Entwicklungen weisen nicht auf einen wünschenswerten Wandel hin. Statt die Bevölkerung primär durch Prävention zu unterstützen, scheinen sich politische Trends zu verfestigen, die eine Behandlung bestehender Krankheiten als vorrangiges Ziel betrachten. Diese Vorgehensweise ist angesichts des demografischen Wandels und der immer komplexer werdenden Gesundheitsprobleme nicht zukunftsfähig.

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Ein gesunder Lebensstil sollte nicht nur eine Option sein, sondern ein gesellschaftliches Ziel, das durch klare politische Maßnahmen gefördert wird. Was es nun braucht, sind effektive Strategien, die es der Bevölkerung ermöglichen, gesunde Entscheidungen zu treffen und damit die gesundheitlichen Rahmenbedingungen nachhaltig zu verbessern.

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