Das Frankfurter Bahnhofsviertel steht oft im Schatten von Drogenproblemen, Kriminalität und Verfall. Doch weit über die düsteren Assoziationen hinaus gibt es im Viertel Menschen, die Hoffnung und Initiative ausstrahlen. Gastronom James Ardinast beschreibt es als ein „Viertel der Vielfalt“, in dem auch Menschen leben, die sich für Verbesserungen einsetzen. In seinem optimistischen Ansatz provoziert er die Aussage, dass die Frankfurter ohne regelmäßige Besuche im Viertel nicht das wahre Frankfurter Wesen verkörpern.
Die Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl von den Grünen berichtet von einem Rückgang der Drogenszene im Gebiet. Während die Zahl der offenen Drogensüchtigen während der Corona-Pandemie über 300 lag, ist diese Zahl nun auf etwa 250 gesunken. Polizeipräsident Stefan Müller teilt diese Sicht und spricht von einer schrittweisen Verbesserung der Situation im Viertel. Er erklärt, dass die lähmenden politischen Umstände unter dem ehemaligen Oberbürgermeister Peter Feldmann endlich überwunden sind, was Ausgangspunkt für neue Chancen zur Revitalisierung des Gebiets ist.
Stimmen aus der Öffentlichkeit
Gesundheitsdezernentin Voitl sieht in der zunehmenden Zahl von Crack-Abhängigen eine große Herausforderung. Während für Heroin bereits Alternativen in Form von Methadon bestehen, gibt es für Crack und Kokain kaum Substitutionsmöglichkeiten. Um diese Problematik zu bekämpfen, sollen im Bahnhofsviertel spezielle Suchtzentren entstehen, die den Abhängigen einen geschützten Raum bieten, um sich zu konsumieren und gleichzeitig Beratungs- und Therapiemöglichkeiten zu erhalten. Dieses Konzept sei neu und im restlichen Deutschland nicht vorhanden, wie Voitl anmerkt.
Gesamtgesellschaftliche Herausforderungen
Während die Behörden auf neue Lösungen setzen, bleibt auch die Problematik des „Cracktourismus“ nicht unerwähnt. Müller befürchtet, dass das Angebot an Hilfsprogrammen in Frankfurt Menschen aus anderen Städten anziehen könnte, was die ohnehin already perdida auf den bestehenden Ressourcen und Infrastrukturen weiter belasten würde. Voitl erwähnte, dass etwa 3.000 Personen im vergangenen Jahr die Konsumräume der Stadt genutzt haben, aber mehr als die Hälfte von ihnen stammte nicht aus Frankfurt.
Ein weiteres drängendes Thema stellt die Gesetzgebung zur Cannabislegalisierung dar. Müller kritisiert, dass die Freigabe von Cannabis als ein „Konjunkturprogramm für die organisierte Kriminalität“ gewertet werden kann. Für die Polizei bedeute dies eine zusätzliche Belastung, da sie Dealer, die mit geringen Mengen Cannabis erwischt werden, nicht mehr festnehmen kann. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen tragen zu einer komplexen Lage bei, die mehr als nur lokale Ansätze erfordert.
Abschließend gibt es trotz der Herausforderungen auch aufmunternde Stimmen von Lokalpolitikern und Unternehmern, die Zuversicht für die Zukunft des Bahnhofsviertels zeigen. Ardinast, der mit seinem Restaurant in der Nähe ansässig ist, betont, dass man trotz der Schwierigkeiten nicht nur auf die negativen Aspekte blicken sollte. Er sieht die Möglichkeit, dass das Viertel schneller wieder Stabilität finden kann als die Stadt insgesamt. Andere Unternehmer warnen jedoch vor einer Überhebung, da die Drogenszene auch in zukünftigen Generationen präsenter sein könnte.
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