
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Singvögel ein wichtiges Hormon, das bekannt für seine Rolle beim Appetitregler ist, verloren haben. Das Hormon Ghrelin, welches bei Menschen Heißhunger auslöst, spielt bei den meisten Vogelarten eine andere Rolle: Bei Tauben und Wachteln vermindert es die Fresslust. Eine neue Untersuchung, die von einem Team um Leonida Fusani am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) durchgeführt wurde, konzentrierte sich auf die Gartengrasmücke (Sylvia borin) und entdeckte, dass diese Singvögel kein Gen für Ghrelin besitzen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Royal Society Open Science“ veröffentlicht. Laut den Forschern könnte der Verlust dieses Hormons den Singvögeln ermöglichen, vor einem Vogelzug viel Fett anzulegen, was für die bevorstehenden langen Flüge von entscheidender Bedeutung ist.
Der Verlust des Ghrelin-Hormons könnte dazu führen, dass Sperlingsvögel ihr Körpergewicht verdoppeln, um sich optimal auf die anstehenden Strapazen des Vogelzugs vorzubereiten. Experimente mit anderen Vogelarten zeigen, dass Singvögel generell keine Ghrelin-Gene aufweisen. Dies wirft Fragen auf über die Anpassungsmechanismen, die diesen Vögeln helfen, ihre Fetteinlagerungen effektiver zu steuern.
Physiologische Anpassungen bei Zugvögeln
Zugvögel, die zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten lange Distanzen zurücklegen, zeigen spezielle physiologische Anpassungen, die von der Forschung intensiv untersucht werden. Eine bedeutende Erkenntnis ist, dass ihre Hauptenergiequelle die vor den Zugflügen aufgebauten Fettreserven sind. In einer internationalen Studie, an der das Konrad-Lorenz-Institut beteiligt ist, wurde die Rolle von Corticosteron und Ghrelin bei Wachteln (Coturnix coturnix) näher beleuchtet. Die Wachteln wurden dabei kontrollierten Änderungen der Tageslänge ausgesetzt, um die Effekte von Herbstzügen zu simulieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Auftreten des Zugphänotyps mit höheren Ghrelin-Konzentrationen verbunden ist, was bedeutet, dass das Hormon eine essentielle Rolle in der Vorbereitung auf den Vogelzug spielt. Zudem korreliert Ghrelin mit Veränderungen der Körpermasse der Vögel während dieser entscheidenden Phasen. Allerdings wurde in dieser Studie keine signifikante Beziehung zwischen Ghrelin- und Corticosteron-Spiegeln festgestellt, was die Komplexität der hormonellen Mechanismen weiter unterstreicht.
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheitsforschung
Die Forschungsergebnisse zu den Singvögeln und ihrem Umgang mit Ghrelin könnten weitreichende Implikationen für unser Verständnis menschlicher Gesundheitsprobleme haben. Insbesondere könnten sie Einblicke in die Mechanismen von Fettleibigkeit und Essstörungen bieten. Das Verständnis der Prozesse, durch die Vögel ihre Fettreserven aufbauen und regulieren, kann helfen, Analogien zu menschlichen Esstrends und Gewichtsregulation herzustellen.
Insgesamt liefern die Ergebnisse dieser Studien bedeutende Erkenntnisse über die evolutionären Anpassungen von Vögeln und deren Fähigkeit, sich auf lange Reisen vorzubereiten. Während weiterhin intensiv an diesen Mechanismen geforscht wird, könnte die Verbindung zwischen der Vogelbiologie und der menschlichen Gesundheit in den kommenden Jahren noch deutlicher werden.
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