
Der Film „How to be Normal“ eröffnet am 27. März 2025 die Diagonale in Graz und behandelt ein hochaktuelles Thema: psychische Gesundheit. Regisseur Florian Pochlatko, der persönliche Berührungspunkte mit dem Thema hat, möchte mit seinem Werk eine Diskursplattform schaffen und Diskussionen anregen. Er ist überzeugt davon, dass der Umgang mit psychisch Kranken oft schwierig ist, da das Thema lange Zeit schambehaftet war und es an Fachkompetenzen mangelt. Seine intensive Recherche umfasste zahlreiche Interviews mit Betroffenen sowie Experten, was ihn emotional stark belastete und ihn motivierte, die Problematik in den Fokus zu rücken.
Die Notwendigkeit, über psychische Erkrankungen zu sprechen und denjenigen zu helfen, die davon betroffen sind, ist unbestritten. Pochlatkos Film zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Herausforderungen und Missstände in der Psychiatrie zu schärfen. So fehlt es in vielen Regionen an adäquaten Therapieplätzen und psychiatrischen Kliniken, was zeigt, dass das Thema noch immer nicht ernst genug genommen wird. Der Regisseur ist stolz darauf, seinen Film in seiner Heimat zu zeigen, da er eine Verbindung zu Graz und Berlin hat.
Herausforderungen in der Psychiatrie
In Deutschland sind psychische Erkrankungen häufig, und sie beginnen oft im Kindes- und Jugendalter. Jährlich leiden Millionen Menschen unter unzureichend behandelbaren psychischen Erkrankungen, was nicht nur Leid für die Betroffenen und deren Angehörige bedeutet, sondern auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Die Bundesregierung hat 2018 die Gründung des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) beschlossen, um effektive Präventions-, Diagnose- und Therapieverfahren voranzutreiben. Diese sollen individuelle Bedürfnisse besser berücksichtigen und stellen einen Schritt in die richtige Richtung dar. Der Aufbau des Zentrums begann am 1. Mai 2023.
Für viele junge Menschen, die unter psychischen Störungen leiden, bleibt die Behandlung oft lange aus: Bis zu fünf Jahre können Symptome bestehen, bevor eine Therapie erfolgt. Dies zeigt auch der Fokus auf die Bedeutung von präventiven Maßnahmen und Früherkennung, der von Fachleuten immer wieder betont wird. So wird häufig vernachlässigt, dass soziale Ungleichheit ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen ist. Initiativen wie „Fritz“ und „Soulspace“ in Berlin bieten Unterstützung für junge Erwachsene in psychischen Krisen und setzen auf multidisziplinäre Behandlungskonzepte.
Der gesellschaftliche Wandel
Die Sichtweise auf psychische Gesundheit hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Therapie wird zunehmend als normal angesehen, auch wenn es in der Realität noch viele Hindernisse gibt. Die Zuschauer der Uraufführung des Films auf der Berlinale erlebten eine emotionale Mischung aus Tränen und Lachen, die das Bedürfnis danach, über psychische Erkrankungen zu sprechen, unterstrichen. Umso wichtiger ist es, dass ähnliche Veranstaltungen wie die Diagonale in Graz das Thema in die Öffentlichkeit bringen und Menschen animieren, offen darüber zu sprechen.
Die Herausforderung bleibt bestehen: Trotz gewonnener Erkenntnisse über psychische Erkrankungen gelangen viele dieser wichtigen Informationen nicht in die Routineversorgung. Langfristige strukturelle Förderung und eine Verbesserung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Versorgung sind unerlässlich, um betroffenen Menschen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen. Initiativen, die auf die Prävention und Früherkennung von psychischen Erkrankungen abzielen, können helfen, das Schicksal vieler Betroffener zu verbessern und die Versorgung zu optimieren.
Der Film „How to be Normal“ und ähnliche Projekte leisten einen wichtigen Beitrag, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und Diskussionen zu fördern. Ein offenes Gespräch über psychische Erkrankungen könnte in Zukunft helfen, die Voraussetzungen für bessere Behandlungen und mehr Empathie in der Gesellschaft zu schaffen.
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