Dortmund. Die Gastronomieszene in Dortmunds markantem U-Turm steht vor einem grundlegenden Wandel. Der „Brauturm“, offenbar eine beliebte Anlaufstelle für Liebhaber guter Küche, kapituliert vor den Herausforderungen, die die Pandemie und wirtschaftliche Rahmenbedingungen mit sich bringen. Statt gutbürgerlicher Wirthausküche sollen künftig Veranstaltungen im Vordergrund stehen.
Das beliebte Restaurant, das in der siebten Etage des U-Turms eröffnet wurde, kündigt nun an, seine Ausrichtung zu ändern. Die Online-Reservierungen sind zwar noch aktiv, doch Plätze werden keine mehr angeboten. Dieser Kurswechsel kommt nicht überraschend. Geschäftsführer Thomas Pieper erklärte, dass die Entscheidung zur Fokussierung auf das Eventgeschäft nach sorgfältiger Analyse gefällt wurde. „Die Besucherzahlen waren letztlich okay, allerdings macht es die gestiegenen Kostensituation den Gastronomen schwer“, äußerte Pieper.
Veränderte Zeiten erfordern neue Konzepte
Der Brauturm wollte ursprünglich als „modernstes und höchstes Wirtshaus Deutschlands“ punkten, jedoch zeigt die Realität, dass das À-la-carte-Geschäft unter den gegebenen Umständen extrem schwierig ist. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer wurde von Pieper als „echter Schuss vor den Bug“ beschrieben, der die finanzielle Situation vieler Gastronomiebetriebe verschärfte. Preisanpassungen sind in der heutigen Zeit schwer umzusetzen, wodurch viele Betriebe vor existenziellen Herausforderungen stehen.
Die Betreiber hatten festgestellt, dass die Mischung aus Restaurantbetrieb und Eventlocation nicht mehr tragbar ist. „Die Abwesenheit von Gästen aufgrund geschlossener Gesellschaften war ein ständiger Knackpunkt“, erklärte Pieper. Mit der neuen Strategie, den Brauturm als Eventlocation zu nutzen, entfällt dieses Problem, und die Kapazitäten können besser genutzt werden.
Ein Raum für alle Anlässe
Die „Kathedrale“, wie der Veranstaltungsraum im U-Turm genannt wird, bietet eine beeindruckende Kulisse. Mit 460 Quadratmetern und einer besonderen Architektur, die von den hohen, verglasten Wänden und einer Dachterrasse geprägt ist, ist der Raum ideal für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Firmenjubiläen und Kongresse. Laut Pieper kann die Location für bis zu 600 Teilnehmer gebucht werden. „Wir haben die Möglichkeit geschaffen, um mehrere Events gleichzeitig oder nacheinander zu planen. Das Geschäft wird florieren, weil die Anfragen da sind“, betonte der Geschäftsführer.
Obwohl der Wechsel weg von der traditionellen Gastronomie schade sei, sehen die Geschäftsführer trotzdem eine gute Zukunft für ihre anderen Geschäftsteile im U-Turm. Die Fokussierung auf das Restaurant „Emil“ im Gewölbekeller des Gebäudes ist bereits in Planung. Dieses Angebot soll parallel zu den Veranstaltungen in der Kathedrale weitergeführt werden und lockt Gäste mit einem anderen gastronomischen Konzept an.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der U-Turm in Dortmund weiterhin ein beliebter Ort für Gastronomie und Events bleiben wird, wenn auch in veränderter Form.
Die Neuausrichtung des Brauturms zeigt, wie flexibel und anpassungsfähig die Gastronomiebranche auf aktuelle Herausforderungen reagieren muss. Die gesamte Situation verdeutlicht, dass Innovation und kreatives Denken gefragt sind, um in einem sich ständig verändernden Umfeld zu bestehen.
Hintergrund des Dortmunder U
Das Dortmunder U, ein ikonisches Bauwerk der Moderne, wurde ursprünglich 1928 errichtet und diente als Brauerei der Union-Brauerei. Nach der Schließung der Brauerei wurde das Gebäude 2010 umgebaut und beherbergt nun das Zentrum für Kunst und Kreativität in Dortmund. Mit seiner markanten Form und der Höhe von 70 Metern ist das Dortmunder U nicht nur ein kultureller Hotspot, sondern auch ein Wahrzeichen der Stadt. Historisch betrachtet spielte es eine wichtige Rolle in der industrielle Entwicklung Dortmunds, das einst als „Stadt der Bierbrauer“ bekannt war. Diese Transformation in ein Kultur- und Veranstaltungszentrum spiegelt die Bemühungen der Stadt wider, sich von einer Industrie- zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft zu entwickeln.
Aktuelle Herausforderungen in der Gastronomie
Die Gastronomiebranche sieht sich momentan mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, die von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie verstärkt wurden. Laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) kämpft die Branche mit gestiegenen Lebensmittelpreisen, höherem Personalmangel und allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten. Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 zeigte, dass über 50 % der Gastronomiebetriebe in Deutschland von negativen Auswirkungen durch gestiegene Energiekosten berichteten. Darüber hinaus führte die Erhöhung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie im Jahr 2021 von 7 % auf 19 % für einige Dienstleistungen zu einer Erhöhung des finanziellen Drucks auf die Gastronomiebetreiber. Diese Faktoren haben die Rentabilität vieler Restaurants beeinträchtigt und führten dazu, dass einige Betreibermodelle überdacht werden mussten.
Veranstaltungsstatistiken im Dortmunder U
Um einen Einblick in die Bedeutung von Veranstaltungen im Dortmunder U zu geben, können die Zahlen vergangener Jahre herangezogen werden. Vor der Umstellung auf das Eventgeschäft fanden im „Brauturm“ jährlich bis zu 200 Veranstaltungen statt. Diese Zahl verdeutlicht das hohe Interesse und die Nutzung des Raumes für verschiedene Festlichkeiten und professionelle Anlässe. Der Eventbereich selbst bietet Platz für bis zu 600 Gäste, was ihn insbesondere für große Feiern oder Firmenveranstaltungen attraktiv macht. Die Umstellung auf eine reine Event-Location zielt darauf ab, diese Kapazität effektiver auszuschöpfen und somit die wirtschaftliche Basis des Betriebs zu stärken. Der Geschäftsführer hat bereits erwähnt, dass „die Anfragen da sind“, was die hohe Nachfrage nach solchen Räumlichkeiten unterstützt.
– NAG