In Wolfratshausen wird zurzeit eine psychiatrische Tagesklinik des Bezirks Oberbayern errichtet, die eine wertvolle Ressource für die Region darstellt. Diese Klinik an der Königsdorfer Straße 17 wird die erste ihrer Art im Nordlandkreis sein und soll Erwachsene, Kinder und Jugendliche unterstützen. Allerdings hat der Bau des Komplexes auch negative Auswirkungen auf die lokale Natur, da für das Projekt bereits 35 Bäume gefällt wurden. Zwei weitere als schützenswert eingestufte Bäume stehen nun ebenfalls zur Debatte.
Die Kliniken des Bezirks Oberbayern (KBO) stellten einen Antrag auf isolierte Befreiung vom Bebauungsplan, um die Fällungen durchführen zu können. Der Stadtrat hat diesem Antrag in einer Sitzung mehrheitlich zugestimmt, was in der Stadt auf gemischte Reaktionen stieß. Als Ausgleich für die gefällten Bäume sollen drei neue Pflanzen gesetzt werden, jedoch bleibt fraglich, ob dies den Verlust ausgleichen kann.
Die Gründe für die Fällungen
Die KBO rechtfertigt die Baumfällungen mit praktischen Maßnahmen. Bei den Bauarbeiten ist es notwendig, die Wurzeln der Bäume abzutrennen, um die Stützmauer zu versetzen. Zudem muss ein 3,50 Meter tiefer Schacht für den Schmutzwasserkanal gegraben werden, was ebenfalls die Wurzeln erheblich schädigen würde. Die Gefahr, dass die Bäume bei ungemütlichem Wetter umstürzen und möglicherweise auf die nahe Bundesstraße fallen, wird ebenfalls angeführt. Bei bisherigen Fällungen wurde beobachtet, dass die benachbarten Gehölze aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse eine instabile Wuchsform angenommen hatten.
Diese Situation hat in der lokalen Politik Besorgnis ausgelöst. Richard Kugler von der Wolfratshauser Liste äußerte bereits im September 2023 seine Enttäuschung über die geplanten Fällungen. Er erinnerte daran, dass man intensiv um den Erhalt der Bäume gekämpft habe und nun „keine mehr da sind bis auf zwei“, die wohl ebenfalls weichen müssen. Kugler kritisierte die Nutzung des Geländes als nicht passend und bemängelte, dass die Planer die Bedenken nicht ausreichend berücksichtigt hätten.
Stadtplanung und Sicherheit
Sebastian Sens von der städtischen Bauleitplanung schloss sich Kuglers Unmut an. Er betonte, dass man den Planern klargemacht habe, dass man sich veräppelt fühle. Dennoch empfahl er, dem Antrag auf Abweichung von der Planung zuzustimmen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Schließlich wurde der Antrag mit sieben zu drei Stimmen angenommen. Neben den Kritikern Kugler, Hans Schmidt und Hans-Georg Anders von den Grünen war die Mehrheit des Ausschusses für die Fällungen.
Die Diskussion um die Baumfällungen kommt nicht überraschend. Bereits im Dezember 2022 hatten die Kritiker die Fällung der 35 zuvor gefällten Bäume abgelehnt. Auch die geänderte Planung für den Klinikkomplex sorgte im Stadtparlament für Diskussionen. In der neuen Klinik sollen insgesamt 20 teilstationäre Plätze in der Fachrichtung Psychiatrie sowie eine Institutsambulanz für Erwachsene eingerichtet werden. Darüber hinaus wird für Kinder und Jugendliche eine Betreuungskapazität von bis zu 16 Plätzen angeboten.
Die Entscheidung über die Fällungen und die damit entstandenen Konflikte verdeutlichen die Herausforderungen, die mit städtischen Entwicklungsprojekten verbunden sind. Einerseits ist der Bau einer psychiatrischen Tagesklinik für die zukünftige Gesundheitsversorgung wichtig, andererseits stehen ökologische Belange auf dem Spiel. Die Fällungen rufen Fragen darüber hervor, wie solche Entwicklungsprojekte in Balance mit dem Erhalt von Natur und Grünflächen gestaltet werden können, was die Bürger und die Politik weiterhin beschäftigen dürfte.