
Graziano Mesina, eine zentrale Figur des organisierten Verbrechens in Italien, ist im Alter von 79 Jahren verstorben. Der als „König der Gefängnisausbrecher“ bekannte Mesina wurde in der Hirtengemeinde Orgosolo auf Sardinien geboren und begann seine kriminelle Laufbahn schon in jungen Jahren. Bereits mit 14 Jahren wurde er wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen und entwickelte sich im Laufe seines Lebens zu einem legendären Banditen, der für zahlreiche spektakuläre Fluchtversuche bekannt war. Diese machten ihn zum Mythos, jedoch auch zu einem verurteilten Kriminellen, dessen Vergehen Entführungen und mehrfachen Mord beinhalteten. Kleine Zeitung berichtet, dass Mesinas Gesundheitszustand in den letzten Monaten stark abgenommen hatte, was letztendlich zu seinem Tod führte.
Mesina galt als einer der gefährlichsten Kriminellen Italiens. Seine Verurteilungen umfassten internationale Drogenhandelsdelikte, für die er 2021 zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde. Sein öffentliches Bild war zwiespältig. Trotz seiner Verbrechen wurde er von vielen als Volksheld angesehen, ein Symbol für den Widerstand gegen den italienischen Staat und die damit verbundenen politischen Konflikte auf Sardinien. Diese Popularität führte ein weiteres Mal zu seiner Begnadigung im Jahr 2004 unter Präsident Carlo Azeglio Ciampi, was ihm eine gewisse Zeit der Freiheit verschaffte. Dennoch wurde er 2013 erneut verhaftet und verbrachte seither einen Großteil seiner letzten Jahre im Gefängnis. 2021 wurde er endgültig verurteilt und saß seitdem in einem Mailänder Gefängnis.
Ein Leben in Gefangenschaft und Flucht
Die dramatischen Wendungen in Mesinas Leben sind zahlreich. Aufgrund von Gesetzeslücken und rechtlichen Fehlschlägen war er 2019 kurzzeitig auf freiem Fuß, bevor er erneut gefasst wurde. Am 20. Dezember 2021 wurde er schließlich in einem Haus in Desulo festgenommen, wo die Carabinieri bei ihm 6000 Euro Bargeld fanden. Sein letzter Aufenthalt im Gefängnis war erheblich belastend; er befand sich in Einzelhaft, da er nicht gegen COVID-19 geimpft war. Seine Anwältinnen hatten bereits im Vorfeld angedeutet, dass sie einen Haftprüfungsantrag aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands erwägen wollten.
Die Strukturen der sardischen Kriminalität und die von Mesina vertretenen Ideologien sind tief im gesellschaftlichen Kontext der Region verwurzelt, die im Jahr 2023 mit einer Mordrate von 1,02 pro 100.000 Einwohnern die höchste in Italien aufwies. Die Gewaltkriminalität auf Sardinien hat historische Wurzeln und steht oft im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen, wie auch die Unione Sarda hervorhebt. Der Anstieg der Mordrate in Italien insgesamt um 3,7 % im Vergleich zum Vorjahr, sowie die hohen Zahlen von 334 Tötungsdelikten, verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen die italienische Gesellschaft steht.
Das Erbe eines Kriminellen
Trotz seiner kriminellen Karrieren wird Mesina auch als ein Teil der sardischen Identität betrachtet. Er schaffte es, industriell und politisch gefärbte Entführungen, direkt aus den felsigen Bergen Sardiniens, durchzuführen. Sein bekanntester Fall war die Entführung des siebenjährigen Faruk Kassam im Jahr 1992, die landesweit Schlagzeilen machte. Giftige Dokumentationen, zahlreiche Filme und Bücher erzählen seine Geschichte und konservieren die Legende eines Mannes, der sowohl gefürchtet als auch bewundert wurde.
Mit seinem Tod endet das Kapitel eines der bekanntesten Verbrecher Italiens, dessen Leben und Taten noch lange im Gedächtnis der Menschen bleiben werden.
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