In einem schockierenden Urteil wurde der Amokläufer Radiša Blažić, der im Mai 2023 in Serbien neun Menschen ermordete, am Donnerstag zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Die grausamen Taten geschahen in den Dörfern Dubona und Malo Orašje, als Blažić während eines Schulhofaufenthalts mit einer Schnellfeuerwaffe auf junge Personen im Alter von 14 bis 25 Jahren feuerte. Neben den Toten wurden auch zwölf verletzte Personen gezählt. Hinterbliebenen-Anwalt Stefan Stefanovic äußerte sich zufrieden über das Urteil, bemängelte jedoch, dass die Strafe nicht ausreicht, um die Trauer der Familien zu lindern. "Die Familien haben keine volle Gerechtigkeit erfahren", so Stefanovic, der eine Gesetzesänderung fordert, um lebenslange Haftstrafen auch für Jüngere zu ermöglichen, da diese in Serbien erst ab 21 Jahren verhängt werden können, wie heute.at berichtete.
Das Klima der Gewalt in Serbien hat auch zu massiven Protesten geführt. Zehntausende Menschen gingen auf die Straßen, um gegen die anhaltende Gewalt und die Verantwortung von Präsident Aleksandar Vucic zu demonstrieren. Diese Proteste sind die zehnten in Folge, seit im Mai in zwei Amokläufen 18 Menschen getötet wurden. Die Demonstranten fordern nicht nur den Rücktritt von Vucic, sondern kritisieren auch die Medien, die seiner Kontrolle unterliegen, für die Schaffung eines "Klimas des Hasses". Diese wütenden Kundgebungen fanden nicht nur in Belgrad, sondern auch in Städten wie Novi Sad, Nis und Kragujevac statt. Trotz einer geringeren Teilnehmerzahl, die durch die Urlaubszeit bedingt war, rechnen die Organisatoren mit einer Wiederbelebung der Protestbewegung im September, wie tagesschau.de berichtete.
Verurteilung mit weitreichenden Folgen
An einer moralischen Wende in der Gesellschaft scheinen solche Ereignisse jedoch nicht zu reichen. Die von Blažićs Vater, der ebenfalls eine 20-jährige Haftstrafe wegen illegalen Waffenbesitzes erhalten hat, begangenen Taten werfen dunkle Schatten über Serbiens Umgang mit Gewaltverbrechen und die Verantwortung von Eltern. Parallel dazu zeigt sich ein fortlaufendes gesellschaftliches Unbehagen bezüglich der politischen Verantwortungsträger und ihrer Rolle in der Schaffung einer sicheren Umgebung für die Bürger. Die Justiz hat in diesem Fall zwar schnell gehandelt, doch bleibt die Frage, ob dies ausreicht, um das Vertrauen in die Institutionen wiederherzustellen.