Die Ermittler versuchen momentan herauszufinden, wie zwei unterseeische Internetkabel in der Ostsee innerhalb weniger Stunden durchtrennt wurden. Europäische Beamte äußern den Verdacht, dass es sich um einen Sabotageakt handelt, während US-Beamte naheliegende „Unfälle“ ins Feld führen.
Die betroffenen Kabel und deren Bedeutung
Die beiden Kabel, das BCS East-West, das Litauen mit Schweden verbindet, und das C-Lion1, das Finnland mit Deutschland koppelt, wurden am Sonntag und Montag abrupt gestört. Die Folgen dieser Störungen können erhebliche Auswirkungen auf die Kommunikation und Datensicherheit in der Region haben.
Offizielle Reaktionen und Verdächtigungen
Europäische Führungsfiguren äußerten schnell ihren Verdacht. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte: „Niemand glaubt, dass diese Kabel zufällig durchtrennt wurden.“ In einer gemeinsamen Erklärung betonten die Außenminister von Finnland und Deutschland ihre „tiefe Besorgnis“ über den Vorfall und thematisierten die Möglichkeit, dass es sich um „hybride Kriegsführung“ handelt, wobei sie speziell Russland erwähnten.
Der Hintergrund der Vorwürfe
Diese Einschätzung ist nicht unbegründet. Russland wird beschuldigt, eine hybride Kriegsführung gegen Europa zu führen, nachdem eine Reihe von verdächtigen Vorfällen, Brandanschlägen, Explosionen und anderen Sabotageakten in mehreren europäischen Ländern mit Moskau in Verbindung gebracht wurden. Die Störungen der Kabel traten nur wenige Wochen nach einer Warnung der USA auf, dass Moskau wahrscheinlich kritische unterseeische Infrastrukturen angreifen könnte. Dies folgte auf Monate verdächtiger Bewegungen russischer Schiffe in europäischen Gewässern und einer signifikanten Verstärkung einer geheimen russischen Marineeinheit, die mit der Untersuchung des Meeresbodens beauftragt ist.
Erste Einschätzungen und mögliche Ursachen
Zwei US-Beamte, die mit der ersten Bewertung des Vorfalls vertraut sind, teilten jedoch CNN am Dienstag mit, dass der Schaden als nicht absichtlich, weder durch Russland noch eine andere Nation, angesehen wird. Vielmehr glauben die beiden Offiziellen, dass er wahrscheinlich durch das Hantieren eines Ankers eines vorbeifahrenden Schiffes verursacht wurde. Solche Unfälle sind schon früher aufgetreten, jedoch nicht in so schneller Folge wie bei den beiden Vorfällen am Sonntag und Montag.
Reaktionen aus Russland und europäische Ermittlungen
Der Kreml wies am Mittwoch die „absurden“ Vorschläge, in diesen Vorfällen involviert zu sein, zurück und erklärte, es sei „absurd, Russland ohne jegliche Beweise für irgendetwas zu beschuldigen.“ Dennoch deuteten Strafverfolgungsbehörden in Schweden und Finnland an, dass sie den Schaden als absichtlich ansehen. Die schwedische Staatsanwaltschaft kündigte am Dienstag an, eine vorläufige Untersuchung wegen mutmaßlichen Sabotageaktes einzuleiten. Am Mittwoch gab das Finnische Nationale Ermittlungsbüro bekannt, ein Strafverfahren wegen schwerwiegender Störung und schwerwiegendem Eingriff in die Kommunikation zu eröffnen.
Das verdächtige Schiff Yi Peng 3
Ein bestimmtes Schiff hat das Interesse der Behörden und Online-Ermittler geweckt. Das unter chinesischer Flagge fahrende Schiff Yi Peng 3 wurde in der Nähe der Kabelschnitte gesichtet. Das Bulkcarrierschiff hatte den russischen Hafen Ust-Luga angelaufen und war mehrere Tage dort verblieben. Am Mittwoch bestätigten die dänischen Streitkräfte, dass sie in der Gegend um das Yi Peng 3 präsent waren, jedoch nicht angaben, ob sie das Schiff verfolgt haben.
Chinesische Reaktion auf die Vorwürfe
Auf die Fragen bezüglich des Schiffs während einer Pressekonferenz am Mittwoch erklärte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian, dass er „nicht über die Situation informiert sei“. Er betonte, dass China „immer seine Verpflichtungen als Flaggenstaat vollständig erfüllt hat und von chinesischen Schiffen verlangt, dass sie die relevanten Gesetze und Vorschriften strikt einhalten“.
„Wir legen auch großen Wert auf den Schutz der Sicherheit unterseeischer Infrastrukturen und arbeiten mit der internationalen Gemeinschaft zusammen, um aktiv den Bau und den Schutz von Unterseekabeln und anderer globaler Informationsinfrastruktur zu fördern,“ fügte er hinzu.
CNN's Allegra Goodwin, Jim Sciutto, Paul P. Murphy und Stephanie Halasz haben zur Berichterstattung beigetragen.
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