Pavel Durov ist für viele Menschen vieles. Er ist ein Programmiergenie, ein milliardenschwerer Unternehmer, ein Kritiker der politischen Verhältnisse in Russland und ein Verfechter der Meinungsfreiheit. Zudem ist er der biologische Vater von mindestens 100 Kindern.
Ein Leben ohne Grenzen
Durov, der geheimnisvolle Gründer von Telegram, wurde am Wochenende in Frankreich festgenommen. Er führt ein Leben ohne Grenzen, reiste oft ohne Hemd umher und versucht seit mehr als einem Jahrzehnt, die Kommunikationsfreiheit vor den neugierigen Blicken von Regierungen zu schützen. Sein geschätztes Vermögen beträgt 9,15 Milliarden Dollar, so berichtet Bloomberg. Durovs umfangreiche Reisepässe und Wohnsitze erlauben ihm, diese Freiheit der Kommunikation weltweit zu verteidigen.
Die Anfänge in Russland
Durov wurde 1984 in der Sowjetunion geboren, doch als er vier Jahre alt war, zog seine Familie nach Italien. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kehrte die Familie nach Russland zurück. Durov erzählt, dass er zusammen mit seinem älteren Bruder, Nikolai, von klein auf Mathematik-Genies war. Nikolai wurde in der Kindheit für seine Leistungen im italienischen Fernsehen bekannt und gewann mehrere Goldmedaillen bei der Internationalen Mathematik-Olympiade. Durov selbst war der beste Schüler seiner Schule und zeichnete sich durch seine Programmierkünste aus.
Der Aufstieg von Vkontakte
Sein unternehmerisches Talent und seine Programmierfähigkeiten führten Durov 2006 zur Gründung von Vkontakte (VK), einem sozialen Netzwerk, das schnell als das „Facebook Russlands“ bekannt wurde. Doch anders als Mark Zuckerberg, der eine positive Beziehung zur US-Regierung pflegt, entwickelte Durov schnell eine angespannte Beziehung zur russischen Regierung. Als VK von Protestierenden genutzt wurde, um Demonstrationen gegen den prorussischen Präsidenten der Ukraine zu organisieren, forderte der Kreml die Herausgabe der Daten ukrainischer Nutzer – eine Forderung, die Durov ablehnte.
Die Gründung von Telegram
Nach seinem Rücktritt als CEO von VK gründete Durov Telegram. Trotz des überfüllten Marktes für Messaging-Apps glaubte er, dass keine der bestehenden Anwendungen den Anforderungen genügte. „Es spielt keine Rolle, wie viele Messaging-Apps es gibt, wenn sie alle schlecht sind“, äußerte er sich 2015 gegenüber TechCrunch. Durov und sein Bruder schufen Telegram als Plattform, die vor den Einblicken der Regierung geschützt war und setzten stark auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Dies führte zur schnellen Akzeptanz durch viele Nutzer – einschließlich Terroristen, die Telegram für die Planung der Pariser Anschläge im November 2015 verwendeten.
Konfrontationen mit dem Kreml
Die Weigerung von Telegram, auf Dekodierungsanfragen einzugehen, führte zu Konflikten mit Regierungen weltweit, einschließlich Russland, das 2018 versuchte, die App zu verbieten. Durov hielt an seiner Entscheidung fest und widersetzte sich dem Verbot. Trotz der anfänglichen Spannungen wurde die Sperre 2020 aufgehoben und Telegram konnte sich als eine der wenigen ausländischen Social-Media-Plattformen in Russland ohne Einschränkungen etablieren.
Aktuelle Herausforderungen
Die jüngsten rechtlichen Probleme von Durov, die zu seiner Festnahme in Frankreich führten, hängen mit den Vorwürfen der mangelnden Moderation auf Telegram zusammen. Der russische Außenminister äußerte, dass die Botschaft in Paris umgehend aktiv wurde, als Durovs rechtliche Probleme bekannt wurden. Telegram wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass Änderungen zur Einhaltung von EU-Rechtsvorschriften beachtet werden.
