Österreich geht an diesem Sonntag zur Wahl, wobei die populistische, anti-immigrationspolitische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) als Wahlsieger gehandelt wird. Dies würde einen weiteren Gewinn für die Rechte in Europa markieren.
Wer ist die FPÖ?
Die FPÖ gilt als Vorreiter der europäischen rechtspopulistischen Parteien und verfolgt eine Agenda, die anti-migrantische, anti-islamische, euroskeptische und anti-vaccinierungspolitische Positionen umfasst. Ein typisches, provokantes Motto lautete einst: „Heimatliebe statt marokkanische Diebe.“
Benjamin Biard, Politikwissenschaftler am Brüsseler Think Tank Centre de Recherche et d’Information Socio-Politiques (CRISP), erklärt: „Die FPÖ teilt viele Merkmale mit anderen führenden europäischen rechtsextremen Parteien, darunter Frankreichs Nationales Bündnis (RN), das flämische Vlaams Belang (VB), die italienische Lega und die niederländische Freiheitspartei (PVV).“
Ein wichtiger Unterschied besteht jedoch darin, dass die FPÖ, im Gegensatz zur Alternative für Deutschland (AfD), die 2013 als Reaktion auf die Eurozonenpolitik gegründet wurde, bereits in der Zeit nach der Nazi-Ära gegründet wurde und tiefe Wurzeln in der österreichischen Politik hat. Die Partei hat bereits dreimal auf Bundesebene an der Macht teilgenommen, und ist damit eine der wenigen rechtsextremen Parteien in Europa, die dies geschafft hat.
Die politischen Positionen der FPÖ
Die FPÖ hat die Europawahlen am 9. Juni gewonnen und 25,5% der Stimmen erhalten. Sie strebt nun an, diesen Schwung auf nationaler Ebene zu nutzen. Gegründet wurde die Partei 1956 von ehemaligen Nazis, bestreitet jedoch heute jegliche Verbindungen zum Nationalsozialismus.
In den letzten Jahren hat sich die FPÖ immer wieder mit Skandalen konfrontiert gesehen, unter anderem im Jahr 2019 während ihrer zweiten Koalitionsregierung mit der ÖVP. Der damalige Parteichef Heinz-Christian Strache wurde beim Angebot von Regierungsaufträgen an eine Frau, die sich als Nichte eines russischen Oligarchen ausgab, gefilmt, was zu seinem Rücktritt führte und die Kollaps der Koalition führte.
Aktuelle Herausforderungen und Themen
Wichtige Themen für die Wahlen am 29. September sind Lebenshaltungskosten, Einwanderung, Klimawandel und der Ukrainekrieg. Österreich kämpft seit fast zwei Jahren mit hohen Inflationsraten und unterdurchschnittlichem Wachstum. Außerdem wird Druck von europäischen Partnern ausgeübt, die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren.
Eine gescheiterte Terrorplot im August, der eine Taylor Swift-Konzert in Wien zum Ziel hatte, hat die Debatte über die innere Sicherheit angeheizt. Weitreichende Überschwemmungen in diesem Monat, die fünf Menschen das Leben kosteten und ganz Niederösterreich zu einem Katastrophengebiet erklärten, haben den Klimawandel ebenfalls auf die Agenda gesetzt.
Wahlprognosen und mögliche Ergebnisse
Umfragen der lokalen Tageszeitung Der Standard zeigen, dass die FPÖ auf dem besten Weg zu einem knappen Sieg mit 27% der Stimmen ist, gefolgt von den Regierungsparteien ÖVP mit 25% und den sozialdemokratischen SPÖ mit 20%. Sollte die FPÖ gewinnen, könnte ihr einziger wahrscheinlicher Koalitionspartner die konservative ÖVP sein, mit der sie bereits zweimal als junior Partner in einer Koalition diente.
Aktueller Kanzler Karl Nehammer hat sich jedoch weigernd geäußert, mit Kickl zu kooperieren, und erklärt, dass es ihm unmöglich sei, „eine Regierung mit jemandem zu bilden, der Verschwörungstheorien verehrt.“ Dennoch ließ er einen Dialog mit der FPÖ ohne Kickl offen, da beide Parteien bei Themen wie Einwanderung und Steuersenkungen ähnliche Ansichten vertreten.
Die politische Zukunft der FPÖ bleibt spannend und könnte nicht nur die Politik Österreichs, sondern auch die EU auf neue Weise beeinflussen.