In Helsinki, Finnland, gab die NATO am Freitag bekannt, dass sie ihre Präsenz in der Ostsee verstärken werde. Dies geschieht nach dem Verdacht auf Sabotage eines unterseeischen Stromkabels und vier Internetleitungen in dieser Woche. Estland, eines der Mitgliedsländer der Allianz, startete eine Marineoperation, um eine parallele Stromverbindung zu schützen.
Ermittlungen und NATO-Unterstützung
Am Donnerstag hatte Finnland ein Schiff beschlagnahmt, das russisches Öl transportierte, verdächtigt, die Unterbrechung des Estlink 2-Kabels verursacht zu haben, das Finnland mit Estland verbindet, sowie mehrere Glasfaserleitungen. Am Freitag bat Finnland die NATO um Unterstützung.
Hohe Alarmbereitschaft in der Ostseeregion
Die Anrainerstaaten der Ostsee sind wegen einer Reihe von Störungen bei Stromkabeln, Telekommunikationsverbindungen und Gaspipelines seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine im Jahr 2022 in Alarmbereitschaft. Es wird zwar auch angenommen, dass Unterwasseranlagen durch Fehlfunktionen oder Unfälle betroffen sein können, jedoch erhöhen die Vorfälle die Bedenken hinsichtlich potenzieller Sabotageakte.
Erklärungen von Regierungsvertretern
„Wir haben uns mit Estland darauf geeinigt und auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte informiert, dass wir eine stärkere NATO-Präsenz wünschen“, erklärte der finnische Präsident Alexander Stubb auf einer Pressekonferenz. Rutte bestätigte in einem sozialen Netzwerk, dass er die finnisch geführte Untersuchung besprochen habe und die NATO ihre militärische Präsenz in der Ostsee verstärken werde.
Überwachung und Meldungen aus Estland
Die schwedische Küstenwache gab in einer Mitteilung bekannt, dass sie die Überwachung des Schiffsverkehrs verstärkt hat, um kritische unterseeische Anlagen zu schützen. Dies geschieht durch den Einsatz von Flugzeugen und Schiffen in Abstimmung mit der schwedischen Marine und anderen Ländern.
Reaktionen aus Russland
Das Kreml äußerte sich am Freitag gelassen zu Finnlands Beschlagnahme des Schiffs mit dem russischen Öl. In der Vergangenheit hat Russland stets eine Beteiligung an Vorfällen in der Ostsee bestritten. Estland informierte darüber, dass seine Marine zum Schutz des noch funktionstüchtigen Estlink 1-Kabels deployed wurde.
Häufige Schäden an Unterwasserinfrastrukturen
„Wenn eine Bedrohung für die kritische unterseeische Infrastruktur in unserer Region besteht, wird es auch eine Reaktion geben“, erklärte der estnische Außenminister Margus Tsahkna. Er wies darauf hin, dass Schäden an Unterwasseranlagen in der Region nun so häufig aufträten, dass es schwerfällt, sie alle als Unfälle oder schlechte seamanship zu betrachten. Die Vorfälle verdeutlichen die Notwendigkeit, das veraltete Seerecht zu aktualisieren, um gezielt Schäden an unterseegestützten Infrastrukturen zu verbieten.
Technische Details zur Störung
Der Ausfall des Estlink 2 mit einer Leistung von 658 Megawatt (MW) trat am Mittwoch zur Mittagszeit ein, wodurch nur noch das 358 MW starke Estlink 1-Kabel zwischen Finnland und Estland in Betrieb war, so die Betreiber der Stromnetze der beiden Länder. Die finnischen Ermittler vermuten, dass das beschlagnahmte Schiff - ein unter der Flagge der Cookinseln fahrendes Schiff namens Eagle S - den Schaden verursacht haben könnte, indem es seinen Anker über den Meeresboden zog, was bereits mehrere ähnliche Vorfälle in den letzten Jahren nach sich zog.
Untersuchungen und mögliche Hintergründe
Präsident Stubb betonte, dass es notwendig gewesen sei, das Eagle S zu stoppen, um weitere Schäden zu verhindern. „Wenn es weiterhin mit seinem Anker auf dem Meeresboden gefahren wäre, wäre mehr Schaden entstanden“, so Stubb. Der finnische Zoll geht davon aus, dass das Schiff Teil einer sogenannten Schattenflotte von alternden Tankern ist, die versuchen, Sanktionen im Zusammenhang mit dem Verkauf von russischem Öl zu umgehen.
Langfristige Auswirkungen und Anstieg der Strompreise
Die Betreiber der Stromnetze in Finnland und Estland erwarten, dass die Reparaturen des Estlink 2 Monate in Anspruch nehmen werden, mit einer geschätzten Wiederinbetriebnahme am 1. August 2025. Die Störung könnte zu höheren Strompreisen in den Wintermonaten führen, wird jedoch die geplante Abkopplung Estlands, Lettlands und Litauens von dem sowjetischen Stromnetz mit Russland und Weißrussland im Februar nicht verhindern.
Weitere Ermittlungen
Litauen gab bekannt, dass seine Marine nach dem Vorfall die Überwachung und Patrouillen in der Ostsee verstärkt hat. Auch die schwedische Polizei führt weiterhin Ermittlungen zu dem Vorfall im letzten Monat durch, bei dem zwei Telekommunikationskabel in der Ostsee beschädigt wurden und ein chinesisches Schiff, das von Russland kam, als möglicher Übeltäter benannt wurde. Separat führen die finnische und estnische Polizei eine Untersuchung in Bezug auf die Schäden an der Balticconnector-Gaspipeline und mehreren Telekommunikationskabeln durch, bei denen ein weiteres chinesisches Schiff genannt wird.
Details zur Meldung