Die jüdische Gemeinde Panamas hat eine lange und bewegte Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Damals kamen jüdische Einwanderer aus Spanien und Portugal in die Region, oft als Conversos, um ihren Glauben geheim zu bewahren. Diese frühen Ansiedler legten den Grundstein für eine Gemeinschaft, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickeln sollte, auch wenn viele zunächst assimilationierten und nicht organisierten Gemeinschaften angehörten.
Ein bedeutender Wendepunkt kam im Jahr 1821 mit dem Ende der spanischen Herrschaft. Damals strömten die ersten organisierten jüdischen Gruppen, darunter sephardische Juden aus Jamaika und aschkenasische Juden aus Zentral- und Osteuropa, nach Panama. Besonders bemerkenswert ist die Gründung der Congregation Kol Shearith im Jahr 1876, die mit dem Reformjudentum verbunden war. In den folgenden Jahrzehnten entstanden weitere jüdische Gemeinschaften, darunter die Sheveth Ahim Congregation, die 1933 von syrischen Juden gegründet wurde.
Die Blüte der jüdischen Gemeinschaft
Trotz der anfänglichen Herausforderungen hat sich die jüdische Population in Panama seit den 1930er Jahren erheblich vergrößert. Während 1936 nur etwa 600 Juden in Panama lebten, hat sich diese Zahl heute auf über 17.000 erhöht, was die Vielfalt und die Vitalität der heutigen Gemeinschaft unterstreicht. Die drei Hauptgruppen innerhalb dieser Gemeinschaft sind sephardische Juden, aschkenasische Juden und Reformjuden. Die sephardische Gemeinde Sheveth Ahim ist die größte und gilt als das prominenteste Zentrum des jüdischen Lebens in Panama.
In einem letzten Interview mit Mitgliedern der Gemeinschaft erklärte die Präsidentin der Gemeinde, Jacques Ashkenazi, dass die Gemeinschaft aktiv an der Erhaltung und Förderung ihrer Traditionen arbeitet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Weitergabe des Erbes von Rabbi Zion Rahamim Levy, der die Gemeinschaft über 57 Jahre lang leitete und bis zu seinem Tod im Jahr 2008 eine wichtige Figur war.
Der aktuelle Rabbiner, David Peretz, spielt ebenfalls eine Schlüsselrolle in der Gemeinde. Er sorgt nicht nur für die religiösen Belange, sondern hat auch dafür gesorgt, dass es über 100 koschere Betriebe in Panama gibt. Diese Vielfalt an koscheren Einrichtungen, von Restaurants bis zu Supermärkten, macht das jüdische Leben in Panama für die Mitglieder der Gemeinde zugänglich und lebendig.
Die Sheveth Ahim-Gemeinde ist auch in sozialen Belangen aktiv. Organisationen wie WIZO mit über 2.000 Mitgliedern und Programme für Jugendliche, geleitet von Sophie Ashkenazi, fördern einen aktiven Austausch und Unterstützung innerhalb der Gemeinschaft. Die neu gegründete Hatzalah, ein ehrenamtlicher medizinischer Dienst, hat sich durch ihre professionelle Herangehensweise einen Namen gemacht und zeigt, wie die Gemeinschaft auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder reagiert.
Ein neuer jüdischer Bürgermeister für Panama City
Besonders bemerkenswert ist, dass Panama City mit Mayer Mizrachi Matalon seinen ersten jüdischen Bürgermeister hat. Mizrachi hat sich nicht nur einen Namen gemacht, indem er als populäre Figur in den sozialen Medien auftritt, sondern auch durch seine Fähigkeit, die Wähler ohne finanzielle Mittel zu mobilisieren. Seine Wahl kommt zu einer Zeit, in der die antisemitischen Strömungen in verschiedenen Teilen der Welt zugenommen haben, und zeigt die Stärke und Resilienz der jüdischen Gemeinschaft in Panama.
Als Bürgermeister hat Mizrachi handfeste Schritte unternommen, um die Stadt für junge Menschen attraktiv zu machen und Veranstaltungen für Kinder zu organisieren. Sein Engagement für die jüdische Gemeinschaft und die breite Bevölkerung spiegelt die Grundwerte von Service und Mitgefühl wider, die für die jüdische Identität in Panama von zentraler Bedeutung sind.
Das jüdische Leben in Panama zeigt sich nicht nur in religiösen Institutionen und höheren Bildungsanstalten wie der Horev-Seminare sondern auch durch regelmäßige Publikationen der Gemeinde. Die neueste Ausgabe der Gemeindezeitschrift feiert die 90 Jahre der Sheveth Ahim und dokumentiert bedeutende Ereignisse in der Geschichte der Gemeinde. Diese Initiativen sind entscheidend, um die reiche Erbschaft und das Fortbestehen der jüdischen Identität in Panama zu sichern.
Die dynamische und vielfältige jüdische Gemeinde in Panama bleibt ein wichtiger Bestandteil der nationalen Identität und des kulturellen Erbes des Landes. Ihr Überleben und ihre Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte sind ein Beweis für die bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und den Zusammenhalt ihrer Mitglieder. Der Weg der jüdischen Gemeinde von den Anfängen bis heute ist nicht nur eine Geschichte des Glaubens, sondern auch ein Beispiel für die Kraft der Gemeinschaft und die Bedeutung von Tradition und Innovation in einer sich schnell verändernden Welt.
– NAG