
In einem dramatischen Wendepunkt hat Abdullah Öcalan, der inhaftierte Anführer der PKK, am 27. Februar 2025 gefordert, den jahrzehntelangen bewaffneten Kampf seiner Organisation in der Türkei zu beenden und sich aufzulösen. Dieser Aufruf, der während eines Besuchs einer prokurdischen Delegation in seinem Gefängnis gemacht wurde, stellt einen bemerkenswerten Moment im seit 1984 andauernden Konflikt dar, der bislang über 40.000 Menschen das Leben gekostet hat. Öcalans Forderung kommt nicht überraschend, da die PKK erheblichen militärischen Druck durch türkische Streitkräfte im Irak und Syrien ausgesetzt ist, und es zunehmend an den Ansprüchen innerhalb der kurdischen Bevölkerung wächst, die Gewalt zu beenden, um Frieden und Autonomie zu erreichen.
Walter Posch, Nahost-Experte, betont die weitreichenden Folgen von Öcalans Erklärung. Sollte die PKK ihrer Auflösung folgen, könnte dies in der Region große Veränderungen mit sich bringen, inklusive einer möglichen Welle neuer Flüchtlingsströme nach Europa. Posch erklärte: "Sollte AANES/Rojava seine Strukturen nicht bewahren können, ist mit einem Zusammenbruch zu rechnen, der erfahrene Kämpfer nach Europa führen könnte", wie in einem Bericht des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement erwähnt wird. In Anbetracht der jüngsten Übernahme der Macht durch die islamistische "Befreiungsbewegung für Syrien" (HTS) im Jahr 2024 hat sich die Lage der Kurden in Syrien signifikant verschlechtert, was die Flüchtlingsfragen weiter befeuern könnte.
Politische Implikationen
Öcalans Aufruf ist auch eine Reaktion auf politische Entwicklungen innerhalb der Türkei, insbesondere auf die Rhetorik der ultranationalistischen MHP, die unter Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan die Diskussion über eine mögliche Freilassung Öcalans angestoßen hat. Posch beschreibt die Situation als eine "Chance für die Türkei", die sich sowohl als politisches Kapital für Erdoğan darstellen könnte, als auch einen bedeutenden Schritt in Richtung einer eventuellen Demokratisierung darstellt. Diese Ereignisse folgen auf die geopolitischen Veränderungen in der Region, vor allem nach dem Sturz des Assad-Regimes, was ein Machtvakuum geschaffen hat und sowohl für die Kurden als auch für die Türkei eine Gelegenheit darstellt, ihre Interessen neu zu definieren.
Die nächsten Schritte in diesem Prozess bleiben jedoch ungewiss. Beobachter stellen in Frage, ob die PKK dem Aufruf folgen wird und welche Gegenleistungen die türkische Regierung gewähren könnte. Die Situation ist weiterhin angespannt, da die türkischen Militärangriffe gegen PKK-Stellungen im Irak und Syrien fortwährend anhalten und gleichzeitig Fragen zur künftigen Rolle und den Rechten der Kurden in der Türkei offen bleiben. Die internationale Gemeinschaft wird die Entwicklungen genau beobachten, um zu sehen, ob dieser Dialog zu einem tatsächlichen Frieden führen kann oder ob alternative Konflikte die Region erneut destabilisieren werden.
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