
Die Vorsitzende der französischen Nationalen Rallye (RN), Marine Le Pen, hat ihren Anhängern versichert, dass sie trotz ihrer Verurteilung wegen Unterschlagung von EU-Fonds und des Verbots, für ein öffentliches Amt zu kandidieren, nicht aufgeben wird. Am Sonntag blieb jedoch eine großangelegte Protestaktion aus.
Mobilisierung der Unterstützer
Die RN hatte ihre Anhänger aufgerufen, sich auf dem Place Vauban in Paris, in der Nähe des historischen Les Invalides, zu versammeln, um „die Freiheit zu verteidigen, die Demokratie zu retten und Marine zu unterstützen!“ Viele Demonstranten schwenkten Trikoloren, während ein CNN-Team vor Ort einige Tausend Teilnehmer zählen konnte, die gegen Le Pens Ausschluss von der Wahl 2027 demonstrierten.
Le Pens Reaktion auf die Verurteilung
In ihrer Ansprache an die Menge am Sonntag betonte Le Pen, dass sie die gerichtliche Entscheidung als politisch motiviert ansehe. „Das ist keine gerichtliche Entscheidung, sondern eine politische Entscheidung“, sagte sie.
Gegendemonstrationen und politische Reaktionen
Die Proteste wurden von konkurrierenden Kundgebungen linker Parteien und Gruppen auf der anderen Seite von Paris begleitet. Die Organisatoren, die Parteien Les Écologistes und La France Insoumise, berichteten von Tausenden von Menschen, die an der Gegendemonstration teilnahmen. Ein großes Banner forderte: „Lass die extrem Rechte nicht ungestraft davonkommen!“
Klage und Strafe für Le Pen
Le Pen, die als Favoritin für die Präsidentschaftswahl in zwei Jahren galt, wurde am Montag von einem Pariser Gericht verurteilt, weil sie über 4,5 Millionen Euro (4,38 Millionen US-Dollar) aus EU-Mitteln verwendet hatte, um das politische Personal ihrer Partei von 2004 bis 2016 zu bezahlen und dabei fälschlicherweise behauptete, sie würden als Assistenten von Mitgliedern des Europäischen Parlaments arbeiten.
Strafmaß und politische Auswirkungen
Das Gericht verhängte eine vierjährige Haftstrafe über Le Pen, von der zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt und unter Hausarrest zu verbüßen waren, sowie eine Geldstrafe von 100.000 Euro (108.000 US-Dollar). Die vorsitzende Richterin, Bénédicte de Perthuis, erklärte, Le Pens Handlungen seien ein „schwerer und langanhaltender Angriff auf die Regeln des demokratischen Lebens in Europa, insbesondere in Frankreich“.
Internationale Unterstützung und Besorgnis
Le Pen bezeichnete das Urteil in einem Fernsehinterview als rein „politische Entscheidung“ und behauptete, dass das „Rechtssystem vollständig verletzt worden sei.“ Diese politisch brisante Entscheidung erntete auch Kritik von ihren rechtspopulistischen Verbündeten in Europa und den USA. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump stellte sich am Freitag hinter die RN-Chefin, bezeichnete das Gerichtsurteil als „Hexenjagd“ und schrieb auf Truth Social: „FREIE MARINE LE PEN.“
Appell und Zukunftsausblick
Einige von Le Pens Rivalen äußerten sich ebenfalls besorgt über die Auswirkungen des Urteils. Premierminister Francois Bayrou erklärte, er sei „besorgt“, während der aktuelle französische Justizminister Gérald Darmanin im November auf X postete, dass es „tief schockierend“ wäre, wenn Le Pen von Wahlen ausgeschlossen würde. Le Pen kündigte an, gegen das Verbot Berufung einzulegen, wobei der Pariser Gerichtshof für Berufungen eine mögliche Rettungsleine bot, indem er erlaubte, dass bis Juni 2026 eine Entscheidung getroffen werden könnte. Wenn sie in ihrer Berufung Erfolg hätte, könnte sie im folgenden Jahr erneut für die Präsidentschaftswahlen antreten.
Berichterstattung von CNN: Saskya Vandoorne, Pierre Bairin und Todd Symons.
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