Die Lepra, ein Begriff, der tief in der Geschichte verwurzelt ist und schon in biblischen Zeiten Erwähnung fand, ist keineswegs eine ferne Erinnerung oder nur eine Kulisse aus alten Filmen. Diese bakterielle Infektion, auch als Aussatz bekannt, ist nach wie vor eine reale Bedrohung für viele Menschen weltweit. Jordanien hat nun als erstes Land offiziell die Ausrottung dieser Krankheit verkündet. Dies markiert einen bedeutenden Fortschritt im Gesundheitswesen und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als bahnbrechenden Erfolg gefeiert. In einer offiziellen Erklärung des WHO-Generaldirektors Tedros Adhanom Ghebreyesus wird betont, dass dies einen Wendepunkt in der Bekämpfung der Lepra darstellt.
Während die meisten Menschen in Europa Lepra nur aus Geschichten kennen, ist die Krankheit in über 120 Ländern nach wie vor präsent und betrifft mehr als 200.000 Menschen jährlich. Dies sind alarmierende Zahlen, die nicht ignoriert werden sollten. Es gibt Gebiete, wie ländliches Indien, Brasilien und tropisches Afrika, wo die Krankheit besonders häufig auftritt und verheerende gesundheitliche Folgen für die Betroffenen haben kann. Die Herausforderung besteht darin, dass Lepra oft im Verborgenen existiert und unter den vernachlässigten Tropenkrankheiten gelistet wird, was bedeutet, dass sie nicht die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient.
Schwierigkeiten bei der Bekämpfung der Infektion
Die Erreger der Lepra, das Mycobacterium leprae oder Hansen-Bazillus, sind dafür verantwortlich, dass die Krankheit in der Öffentlichkeit oft als überwindet geglaubt angesehen wird. Diese Bakterien haben die Fähigkeit, Haut, Nerven und Schleimhäute zu infizieren, was zu schweren Deformationen führen kann, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Die ersten sichtbaren Anzeichen sind rötliche Flecken auf der Haut mit einer auffälligen, „käsenartigen“ Oberfläche. Ein frühzeitiger Beginn der Antibiotikabehandlung kann jedoch zu einer vollständigen Heilung führen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.
Ein erheblicher Aspekt bei der Bekämpfung der Lepra ist die Ungewissheit über deren Übertragungswege. Forscher sind sich unsicher, ob die Übertragung über Tröpfcheninfektionen oder durch den Kontakt mit infizierten Erdpartikeln geschieht. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Krankheit durch Tätowiernadeln, Bettwanzen oder Stechmücken übertragen werden könnte. Dies erschwert die Verbrechensbekämpfung erheblich, da die Infektion oft erst Jahrzehnte nach der Kontaktaufnahme mit dem Erreger ausbricht.
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Verbreitung der Krankheit durch andere Tierarten. In Nord- und Südamerika sind Leprafälle aufgetreten, die durch den Kontakt mit Neunbinden-Gürteltieren verursacht wurden. Auch in Großbritannien wurden Bakterien bei Eichhörnchen gefunden, die als mögliche Überträger gelten. Diese Vielzahl an potenziellen Übertragungswegen macht die Kontrolle und Ausrottung von Lepra umso dringlicher.
Die Errungenschaft Jordaniens und der Weg nach vorne
Die WHO lobte Jordanien immens für die Errungenschaft, keine autochthonen Fälle – also solche, die im Land aufgefangen werden – seit zwei Jahrzehnten mehr verzeichnet zu haben. Saima Wazed, Regionaldirektorin der WHO für Südostasien, bezeichnete diese Eliminierung als „historischen Meilenstein“. Sie betont, dass der Kampf gegen Lepra nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem ist, da die Stigmatisierung der Erkrankten häufig fruchtbare Bedingungen für die Fortdauer der Krankheit schafft.
Obwohl Jordanien nun als leprafrei gilt, bleibt die globale Herausforderung unverändert. In vielen Ländern besteht nach wie vor das Risiko, sich mit Lepra anzustecken, insbesondere bei Reisen in stark betroffene Gebiete. Das Robert-Koch-Institut rät dazu, den Kontakt zu Infizierten zu vermeiden und bei Verdacht auf Infektionen tests durchzuführen. Impfen kann man sich gegen die Krankheit nicht, weshalb Prävention und frühzeitige Behandlung entscheidend sind.
Die Weltgemeinschaft steht also vor der Aufgabe, das Bewusstsein für Lepra zu schärfen und die Maßnahmen zur Bekämpfung dieser alten Krankheit zu intensivieren. Spezielle Programme, die sich auf Bildung und Aufklärung konzentrieren, können dazu beitragen, die Stigmatisierung zu reduzieren und eine frühzeitige Diagnose zu fördern. Nur so können wir sicherstellen, dass Jordanien nicht das einzige Land bleibt, das die Ausrottung von Lepra verkündet.
Für weiterführende Informationen zu dieser ernsten Thematik ist es ratsam, die Berichterstattung der WHO und anderen globalen Gesundheitsorganisationen zu verfolgen, die regelmäßig Updates über die Situation der Lepra und deren Bekämpfung veröffentlichen, wie www.welt.de berichtet.