EuropaWissenschaft

Der Buchdruck und seine düstere Rolle in der Hexenjagd Europas

Europa in den dunklen Zeiten der Hexenjagd! Was einst als harmlose Anschuldigungen begann, entwickelte sich zu einer grausamen Verfolgung, die tausende Leben kostete. Ein neues Forschungsprojekt beruft sich auf den Einfluss der technologischen Errungenschaft des 15. Jahrhunderts: dem Buchdruck. Diese innovative Erfindung galt nicht nur als Meilenstein der Menschheitsgeschichte, sondern stellte sich auch als Katalysator für den schrecklichen Hexenwahn heraus, der zwischen 1450 und 1750 in Europa wütete.

Laut den Soziologen um Kerice Doten-Snitker lernten die Menschen durch den Buchdruck, wie sie Sündenböcke finden konnten. Schreckliche 90.000 Menschen wurden verfolgt und etwa 45.000 hingerichtet! Die Studie im Journal „Theory and Society“ zeigt auf, dass der Hexenwahnsinn nicht einfach aus einer plötzlichen Volksverwirrung entstand. Vielmehr fand in jener Zeit eine brutale Entgleisung des Glaubens an Hexerei statt, die in der Kombination von religiösen Kämpfen, Seuchen und dem Aufkommen neuer Ideen im Buchdruck ihren Auslöser fand.

„Hexenhammer“ – Das grausame Handbuch

Im Mittelpunkt dieser unheimlichen Entwicklung steht das Buch „Malleus maleficarum“ – besser bekannt als „Hexenhammer“. Dieses Handbuch des Dominikaners Heinrich Kramer diente als erste umfassende Anleitung zur Hexenjagd. Mit schaurigen Einblicken zu Untersuchungstechniken und Verhörmethoden verbreitete sich der Inhalt rasend schnell durch Europa und beeinflusste zahllose Hexenprozesse.

Kurze Werbeeinblendung

Experten warnen jedoch: Der Buchdruck war nie die direkte Ursache für die Hexenverfolgung, sondern er ermöglichte deren katastrophale Ausmaße. „Er half, düstere Ideen in die Köpfe der Massen zu pflanzen“, erklärt das Forschungsteam. Die Behörden von Trier etwa griffen in den frühen 1580er-Jahren gezielt auf die schrecklichen Inhalte zurück, um ihre eigenen Verfolgungen zu legitimieren. Schockierende Beweise zeigen das Beispiel von Städten wie Würzburg und Bamberg, wo Nachbarn einander beobachteten und sich dabei gegenseitig zu weiteren Hexenprozessen anstifteten.

Die letzte „Hexe“ in Deutschland, die Anna Maria Schwägelin, wurde im 18. Jahrhundert mit dem Tode bestraft. Ihre tragische Geschichte erinnert an die dunkle Vergangenheit, die viele von uns heute vielleicht nicht mehr für möglich halten. Eine Stele in Kempten gedenkt ihrer bittere Geschicklichkeit, das seit Jahrhunderten vergessen geglaubte Grauen wieder zum Leben erweckt.


Details zur Meldung
Genauer Ort bekannt?
Kempten, Deutschland
Quelle
welt.de

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"