Ein umstrittenes Buch von Christopher Clark, "Die Schlafwandler", hat in Europa hitzige Debatten über die Schuldfrage am Ersten Weltkrieg ausgelöst. Besonders zu schaffen macht vielen die Darstellung von Gavrilo Princip, dem Mann, der am 28. Juni 1914 in Sarajevo den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie ermordete. Der Schriftsteller Amir Kamba aus Sarajevo kritisiert Clarks Gleichsetzung von Princip mit einem serbischen Nationalisten und Terroristen, was seiner Meinung nach das Selbstverständnis Princips als Jugoslawe verzerrt. Laut Kamba standen die Attentäter, zu denen auch einen Kroaten und einen Muslim gehörten, für eine sozialrevolutionäre Bewegung und nicht für ethnischen Nationalismus, was oft übersehen werde.
Die Schüsse von Gavrilo Princip lösten die Juli-Krise aus – Ereignisse, die innerhalb eines Monats in den Ausbruch des Ersten Weltkriegs mündeten. Trotz seiner serbischen Herkunft bezeichnete sich Princip während seines Prozesses als jugoslawischen Nationalisten und erklärte: „Ich strebe die Vereinigung aller Jugoslawen an.“ Dies dokumentierte sowohl die komplexe Identität Princips als auch die politischen Spannungen der Zeit. Während seiner Gefangenschaft erlitt er aufgrund der harten Bedingungen eine gesundheitliche Verschlechterung und starb 1918 an Tuberkulose. Sein Erbe bleibt umstritten: Für einige Serben ist er ein Held des Widerstands gegen koloniale Unterdrückung, während Bosniaken und Kroaten ihn oft als Terroristen betrachten, wie in den Berichten von Wikipedia und Kosmo geschildert.
Die Komplexität der Geschichtsschreibung
Die Deutungen von Princips Motiven und Taten variieren stark. Historiker betonen die Notwendigkeit, den Kontext der Social-Revolution zu betrachten, in dem das Attentat stattfand. Franz Ferdinand wird häufig als Vertreter eines repressiven Regimes angesehen, während Princip und seine Mitstreiter als junge Idealisten gelten, die in ihrem persönlichen Kampf für nationale Identität und Freiheit inspiriert waren. Die Debatte über die verklärende Perspektive auf Princip als Nationalheld wirft Fragen über die Identitätswahrnehmung in der heutigen Gesellschaft auf, und der Diskurs über Princips Rolle in der Geschichte ist so lebendig wie eh und je.
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