Die neue EU-Verordnung zur Regulierung von E-Ladesäulen sorgt für Aufregung unter hessischen Stadtwerken. Ab Januar dürfen Stadtwerke, die das Stromnetz betreiben, keine Ladesäulen mehr betreiben. Diese Regelung, die Monopole verhindern und Wettbewerb fördern soll, setzt insbesondere kleinere Anbieter unter Druck, da sie oft auf die Einnahmen aus den Ladesäulen angewiesen sind. Ulrich Erven, Mobilitätsexperte bei der Landesenergieagentur Hessen, erklärt, dass viele der hessischen Stadtwerke – insgesamt 20 – vor Herausforderungen stehen. Darunter befindet sich die Enwag, die in der Region Wetzlar 37 Ladesäulen betreibt, deren Geschäftsführer Berndt Hartmann warnt, dass bereits jetzt viele dieser Säulen ein Verlustgeschäft darstellen.
Weitere Stadtwerke, wie die Maintal-Werke, planen ebenfalls, die neuen Vorgaben zu ignorieren und ihren bisherigen Betrieb fortzusetzen. Tillmann Hosius, Geschäftsführer der Maintal-Werke, kritisiert die zusätzliche Bürokratie und bezeichnet die Situation als unnötig. Die Stadtwerke der Vogelsberg-Kreisstadt Lauterbach und Hünfeld sehen sich gezwungen, ihre Ladesäulen an die Stadt zu übertragen oder den Betrieb zu verkaufen, was an den erst kürzlich geltenden und jetzt wieder verschärften Gesetzen liegt. "All diese Bürokratie und dieser Verwaltungsaufwand stehen in keinem Verhältnis mehr", sagt Manuel Gollbach, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Hünfeld, der zudem erwähnt, dass sie ihre Ladesäule voraussichtlich in zwei Wochen verkaufen werden.
Steigender Wettbewerb und Verbraucherchancen
Trotz der Herausforderungen, die die neue Verordnung mit sich bringt, könnte der Wettbewerb unter den Anbietern wachsen, was potenziell zu günstigeren Preisen für Verbraucher führt. Laut Erven sind mittlerweile in Hessen über 11.600 Ladesäulen verfügbar. Diese Zahl könnte durch die Neuregelung weiter steigen, da neue Anbieter in den Markt drängen, insbesondere Unternehmen, die auf Schnellladesäulen setzen, die lukrativer sind als die traditionellen Ladesäulen der Stadtwerke. Verbrauchern könnte letztendlich zugutekommen, dass mehr Anbieter um ihre Gunst konkurrieren werden. Mehr Informationen zu den Ladesäulen in Deutschland finden sich auf der interaktiven Karte der Bundesnetzagentur, die eine Übersicht über alle Betreiber und deren Anschlüsse bietet.
Laut Erven ist die Anzahl der Elektroautos in Hessen gestiegen, was auf einen steigenden Bedarf an Ladesäulen hindeutet. Seine Einschätzung lässt darauf schließen, dass die neue EU-Regelung, obwohl sie in der Umsetzung knifflig sein mag, letztendlich die Entwicklung einer robusten und diversifizierten Ladeinfrastruktur unterstützen könnte.
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