Zensierte Stimmen: Ausstellung zu Flucht und Erinnerung in Sachsen

Zensierte Stimmen: Ausstellung zu Flucht und Erinnerung in Sachsen

Dresden. In der letzten Zeit hat eine Ausstellung mit dem Titel „Es ist nicht leise in meinem Kopf“ für Aufregung in Sachsen gesorgt. Diese Schau zeigt beeindruckende Fotos und bewegende Texte von Geflüchteten, die in diesem Bundesland leben oder gelebt haben. Bereits an mehreren Orten, darunter Aue, Halberstadt und Chemnitz, wurde sie mit großem Erfolg präsentiert. Der aktuelle Standort in der Klosterkirche St. Heinrich in Pirna sollte nur eine Übergangslösung sein, da die Ausstellung ursprünglich im Landratsamt Pirna abgehalten werden sollte. Jedoch wurde dieser Plan durch eine Absage des Landrats Michael Geisler (CDU) zunichtegemacht, was landesweit für Schlagzeilen sorgte.

Geisler führte als Begründung an, dass einige Textpassagen in der Ausstellung, wie etwa „Wir sind eingesperrt wie hinter einer Mauer“, Unmut unter den Bürgern und Mitarbeitern des Landrats hervorriefen. Solche Aussagen erregten anscheinend Unverständnis und führten zu Beschwerden. Diese Entscheidung wirft Fragen auf: Dürfen Geflüchtete ihre Geschichten frei erzählen, oder wird von ihnen erwartet, stets Dankbarkeit zu zeigen und negative Aspekte zu verschweigen? Leonore Lobeck, eine der Organisatorinnen, verteidigt die Ausstellung, indem sie betont, dass überall dort, wo die Ausstellung bereits präsentiert wurde, die Intention und die Botschaft verstanden wurden.

Die Stimmen der Geflüchteten

Die Ausstellung stellt 35 Geflüchtete aus verschiedenen Ländern vor, die ihre Geschichten erzählen: von der Flucht aus der Heimat, den schwierigen Bedingungen auf der Reise bis hin zur Integration in Sachsen. Ein zentraler Satz stammt von Abdiwal M. aus Somalia: „Kein Mensch verlässt seine Heimat freiwillig“. Diese einfachen, aber tiefgründigen Worte drücken aus, was viele Geflüchtete empfinden. Angesichts der aktuellen politischen Klima, das oft von Skepsis gegenüber Migranten geprägt ist, ist es besonders wichtig, diese Geschichten zu hören.

Die Themen reichen von Hilfsbereitschaft und Freundschaften bis hin zu Ablehnung und Einsamkeit. Aissatou aus Guinea spricht über ihre Träume, in Deutschland eine bessere Zukunft zu finden und weist auf die Schwierigkeiten hin, mit denen viele Migranten konfrontiert sind, einschließlich des ständigen Kampfes um Anerkennung und die Überwindung von Vorurteilen: „Ich möchte eine gute Zukunft. Will einfach leben wie sie“.

Ein weiterer Bericht kommt von Aliahmad aus Afghanistan, der beschreibt, wie er und seine Familie nach Deutschland kamen. Er betont, dass der Anfang hart war, aber dass sich das Leben mittlerweile gebessert hat. Er sieht eine positive Entwicklung in der Bildung seiner Kinder und deren Integration in die Gesellschaft.

Absage der Ausstellung im Landratsamt

In einem demokratischen Land wie Deutschland sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass auch kritische Stimmen Gehör finden. Der Umstand, dass eine bedeutende Ausstellung, die Empathie und Verständnis für Geflüchtete fördern soll, aufgrund von Beschwerden aus der Öffentlichkeit abgesetzt wird, wirft ernsthafte Fragen auf. Der Landrat Michael Geisler wird in dieser Angelegenheit kritisch betrachtet, insbesondere angesichts der manipulativen Darstellung der Inhalte der Ausstellung, die er als problematisch erachtete. Im Kern geht es darum, dass jede Stimme, auch die der Geflüchteten, gehört werden muss.

Die Ausstellung spricht nicht nur die Herausforderungen an, mit denen viele Geflüchtete konfrontiert sind, sondern bietet auch Einblicke in die kulturellen Unterschiede und die Vielfalt der Erlebnisse. Abdiwal M. klagt über Rassismus und Polizeikontrollen nur wegen seiner Hautfarbe, was ihn traurig macht. Er erklärt, dass trotz des angestrebten besseren Lebens in Deutschland stets Gedanken an die eigene Familie in der Heimat bestehen. Für viele ist die Flucht nicht nur ein physischer Akt, sondern ein emotionaler Prozess voller Verlust und Hoffnung.

Am 14. Oktober wird die Ausstellung in der Nicolaikirche Grünhain ihre nächste Station antreten und weiterhin die Geschichten derjenigen präsentieren, die sich um das Überleben und das Streben nach einem besseren Leben bemühen. Es bleibt zu hoffen, dass die Stimmen der Geflüchteten gehört und respektiert werden.

Details
OrtPirna, Deutschland