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Wespenplage im Spätsommer: Warum weniger Insekten unsere Feste stören

Der verregnete Frühsommer 2023 in Deutschland hat dazu geführt, dass weniger Wespen als in den Vorjahren gesichtet wurden, was die Insekten-Expertin Laura Breitkreuz vom Nabu als bedeutenden Einfluss auf deren Populationsentwicklung einstuft.

In diesem Sommer bleibt die Wespenpopulation in Deutschland hinter den Erwartungen zurück. Diese Beobachtung basiert auf der Mitmachaktion «Insektensommer», bei der die Bürger im Juni und August gebeten wurden, die vorkommenden Insekten in ihrer Umgebung zu zählen. Die Ergebnisse zeigen, dass deutlich weniger Wespen gesichtet wurden im Vergleich zu den Vorjahren.

Die Ursachen für diesen Rückgang scheinen vielfältig zu sein, wobei der ungewöhnlich nasse Frühsommer von 2023 einen erheblichen Einfluss hatte. Laura Breitkreuz, eine Insektenexpertin vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu), erklärt, dass das Wetter einen entscheidenden Einfluss auf die Fortpflanzung und Entwicklung der Wespen hat.

Ein Blick auf die Hintergründe

Laut Breitkreuz ist es nichts Ungewöhnliches, dass die Wespenpopulation von Jahr zu Jahr schwankt. Wetterbedingungen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Ein milder und trockener Winter bedeutet, dass mehr Königinnen überleben und im Frühling neue Staaten gründen können. Im Gegensatz dazu hätten die Regenfälle in der ersten Jahreshälfte dem Aufbau der Wespenstaaten in diesem Jahr geschadet.

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Tarja Richter, eine Expertin des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV), stimmt dieser Einschätzung zu und gibt an, dass die Niederschläge wahrscheinlich dazu geführt hätten, dass die Wespen weniger große Staaten bilden konnten oder diese Entwicklung sich einfach verzögert hat. Die Hochsaison für Wespen erstreckt sich in der Regel von August bis Mitte September. In diesem Jahr könnte sich diese Zeitspanne laut Breitkreuz jedoch nach hinten verschieben, was die Erfahrung der Menschen in Bezug auf die Nervigkeit der Wespen beeinflussen könnte.

Was macht die Wespen so lästig?

In der Bundesrepublik gibt es mehrere Wespenarten, jedoch sind es vor allem die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe, die als besonders störend empfunden werden, vor allem während festlicher Aktivitäten wie Grillpartys oder beim Eisessen. Diese Arten erreichen in den späten Sommermonaten ihr Maximum an Population, was zu einer erhöhten Interaktion mit Menschen führt, die wohlriechende Süßspeisen genießen.

Die Anziehung der Wespen zu süßen Lebensmitteln ist gut nachvollziehbar. Laut Richter suchen die ausgewachsenen Wespen nach Zucker, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Diese Tiere ernähren sich von Nektar, Pflanzensäften und Früchten, während ihre Larven proteinreiche Nahrung wie Insekten benötigen. Wenn die sowohl für Larven als auch für die adulten Wespen wichtigen Nahrungsquellen, wie die anderen Insekten, im Spätsommer weniger werden, sind die Menschen oft die nächsten Anlaufstellen in ihrer Suche nach Nahrung.

Ein weiterer Punkt, der die Wahrnehmung der Wespen beeinflusst, ist ihr Verhalten. Das ständige Herumschwirren kann für viele Menschen bedrohlich wirken, obwohl es sich in der Regel nicht um aggressives Verhalten handelt. Breitkreuz betont, dass das Sehvermögen der Wespen eine Rolle spielt: Damit sie scharf sehen können, müssen sie sich bewegen.

Letztlich sind Wespen nicht nur lästig, sondern haben auch ihre positiven Seiten. Ihre Larven fangen unzählige Insekten wie Fliegen, Mücken und Bremsen, die irgendwann ebenfalls zu einer Plage werden können. Diese natürlichen „Jäger“ spielen also eine Rolle im Gleichgewicht der Natur und sollten nicht nur als störende Gäste betrachtet werden.

Mehr Verständnis für die Wespen

Die generelle Rückgang der Wespen in diesem Jahr könnte viele Menschen beruhigen, die oft eine Abneigung gegen die Insekten verspüren. Während der Spätsommer erfahrungsgemäß oft als Zeit der Wespenplage wahrgenommen wird, ist es wichtig, den Lebenszyklus und die natürlichen Bedingungen, die das Verhalten dieser Tiere beeinflussen, zu kennen. Ein neues Bewusstsein für ihre Rolle in unserem Ökosystem könnte helfen, den Umgang mit diesen nützlichen, aber oft missverstandenen Kreaturen zu verbessern.

Einfluss des Klimawandels auf Wespenpopulationen

Die Veränderungen in den Wetterbedingungen, die oft mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden, haben auch direkte Auswirkungen auf die Wespenpopulationen. Laut dem Umweltbundesamt hat der Klimawandel in den letzten Jahrzehnten zu extremen Wetterereignissen geführt, die das Jahreszeitenverhalten vieler Tierarten beeinflussen. Insbesondere sind Veränderungen in Temperaturen und Niederschlagsmustern entscheidend für die Überlebensraten von Insekten.

Experten weisen darauf hin, dass wärmer werdende Temperaturen im Frühjahr die Fortpflanzung und das Überleben von Wespenköniginnen begünstigen könnten. Zudem kann ein kühlerer, feuchter Frühsommer – wie in diesem Jahr – die Nahrungsaufnahme von Wespen negativ beeinflussen, was zu einer geringeren Population im Spätsommer führt. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass solche klimabedingten Schwankungen das Verhalten und die Verbreitung von Wespen weiter beeinflussen werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Umweltbundesamtes.

Wespen und ihre Rolle im Ökosystem

Wespen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, die oft übersehen wird. Die Larven der Wespen, die sich von anderen Insekten ernähren, helfen dabei, das Gleichgewicht der Insektenpopulationen aufrechtzuerhalten. Besonders nützlich sind sie im Kampf gegen Schädlinge, die in gartenbaulichen und landwirtschaftlichen Systemen Schäden anrichten können.

Zusätzlich tragen Wespen, wie viele andere Insektenarten, zur Bestäubung von Pflanzen bei. Obwohl sie nicht die Hauptbestäuber wie Bienen sind, sammeln sie Nektar und Pollen und fördern somit die Blütenbildung vieler Pflanzen. Auf diese Weise tragen sie indirekt zur Biodiversität und zur Gesundheit der Ökosysteme bei. Informationen zum Beitrag von Wespen im Ökosystem finden Sie auf der Homepage des Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Präventions- und Handlungsstrategien

Um die Begegnungen mit Wespen während der Hochsaison zu minimieren, gibt es einige bewährte Strategien. Experten empfehlen, beim Essen im Freien darauf zu achten, dass Lebensmittel und Getränke abgedeckt sind. Das Entsorgen von Essensresten sollte umgehend und korrekt erfolgen, um keine zusätzlichen Wespen anzulocken.

Darüber hinaus gibt es natürliche Abwehrmittel, die helfen können, die Wespen auf Abstand zu halten. Zu den empfohlenen Methoden zählt die Verwendung von sogenannten Wespenfallen, die mithilfe von Lockstoffen gezielte Ansiedlungen der Wespen an bestimmten Orten ermöglichen, ohne dass es zu einer erhöhten Störung bei den Insekten führt. Für mehr Informationen zu umweltfreundlichen Präventionsmaßnahmen klicken Sie auf die Homepage des bayerischen Naturschutzverbands (LBV).

– NAG

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