Lüdershausen. In der kleinen Gemeinde Lüdershausen wurde kürzlich ein bedeutendes Projekt zur Renaturierung der Neetze ins Leben gerufen. Über einen Zeitraum von vier Tagen erhielten die Rund 400 Meter des Flussufers eine auffällige Wandlung. „Wir wollen mit dieser Maßnahme die Flussgeschwindigkeit der Neetze erhöhen und Sekundärgewässer für Amphibien und Libellen schaffen“, erläutert Dr. Olaf Anderßon, ein Diplom-Biologe von der Ökologischen Station Flusslandschaft Ilmenau, Luhe und Neetze.
Die durchgeführten Arbeiten sind Teil einer Zusammenarbeit zwischen der Ökologischen Station Ilmenau, dem Landkreis Lüneburg und dem Wasserverband der Ilmenau-Niederung. Eine Familie, Birthe Mennrich-Nastke und Dirk Nastke, stellte ihr Grundstück für diese Naturschutzmaßnahmen zur Verfügung, was es dem Team ermöglichte, landwirtschaftliche Flächen zu transformieren und einen wertvollen Lebensraum für Flora und Fauna zu schaffen.
Umfangreiche Verbesserungen für Flora und Fauna
„Wir haben in den vier Tagen einen echten Mehrwert geschaffen. Der Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen wurde erheblich verbessert“, so Anderßon weiter. Während der Arbeiten musste der Wasserstand der Neetze vorübergehend um etwa 20 Zentimeter abgesenkt werden. Dies ermöglichte es, die notwendigen Strukturen zu schaffen, um dem Fluss zu helfen, wieder in seinen natürlichen Verlauf zurückzukehren.
Eine der zentralen Maßnahmen bestand darin, die Uferkanten abzusenken, wodurch diese bei höheren Wasserständen überflutet werden und somit Sekundärgewässer erscheinen können. Solche Flächen fördern die Entwicklung artenreicher feuchter Hochstaudenfluren. „Die veränderte Uferlinie hat auch direkte Auswirkungen auf die Strömungsgeschwindigkeiten im Gewässer“, fügte er hinzu, was wiederum die Strukturvielfalt und die Lebensbedingungen im Wasser fördere.
An den Gewässerrändern wurden zudem Holzstämme und Kies abgelagert, die als neue Lebensräume für viele Fischarten dienen. Die Kiesbänke sind besonders wichtig für Forellen und Lachs, die diese als Laichplätze nutzen. „Insgesamt wurden vier Sattelzüge Kies verarbeitet“, so der Bericht von Sören Frischmuth von der unteren Naturschutzbehörde.
Diese Renaturierungsmaßnahmen sind besonders wichtig, da der Flusslauf der Neetze über 100 Jahre in ein künstliches System umgewandelt wurde. Die langsame Fließgeschwindigkeit sowie die Regulierung des Wasserstands durch verschiedene Wehre haben zum schlechten Zustand des Gewässers beigetragen. Laut der Wasserrahmenrichtlinie, ist es zwar teilweise naturnäher gestaltet, doch insgesamt ist die Neetze nicht in einem guten ökologischen Zustand, was die aktuellen Maßnahmen umso dringlicher macht.
Zusätzlich zu den Arbeiten an der Neetze wurden auch kleine Stillgewässer angelegt, die für amphibische und libellenartige Lebensformen von großer Bedeutung sind. Um ein optimales Wachstumsumfeld zu gewährleisten, wurde der fruchtbare Oberboden an manchen Stellen entfernt, sodass sich eine angepasste Pflanzenvielfalt an nährstoffärmere Standorte entwickeln kann.
Anderßon ist optimistisch, dass die derzeit noch „wilde“ Landschaft sich in den kommenden Jahren in eine artenreiche Auenlandschaft verwandeln wird. Schon im nächsten Jahr sollen deutliche positive Veränderungen sichtbar sein. Die Unterstützung für diese renaturierenden Maßnahmen kommt vollständig von der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Lüneburg, die sowohl die Planung als auch die Entschädigung für die betroffenen Eigentümer übernommen hat.
Die Kosten für dieses wichtige Projekt belaufen sich auf rund 30.000 Euro. Frischmuth erklärte: „Wir wollen damit eine Vielfalt an Strukturen und eine Vielzahl an Tieren in diesem Bereich schaffen“, was die Dringlichkeit und Notwendigkeit dieser Maßnahmen unterstreicht.
Die Neetze stellt ein wichtiges ökologisches Element in der Umgebung dar, und die getroffenen Maßnahmen könnten dazu beitragen, das Ökosystem nachhaltig zu verbessern. Die Initiative in Lüdershausen könnte als Modell für ähnliche Projekte in anderen Regionen dienen. Eine detaillierte Übersicht über die Fortschritte und Erfolge dieser Projekte kann auf www.landeszeitung.de eingesehen werden.