In Deutschland sind die Herausforderungen beim Schwimmenlernen für Kinder derzeit unübersehbar. Ein eindringlicher Bericht über die langen Wartelisten bei der DLRG hebt eine alarmierende Situation hervor, die nicht nur in einzelnen Städten, sondern bundesweit zu beobachten ist. Eltern kämpfen um Plätze für ihre Kinder, während gleichzeitig die Sicherheitsstandards beim Schwimmen in der Gesellschaft auf dem Prüfstand stehen.
Mangelnde Ressourcen als Hauptproblem
Die DLRG-Verbände in verschiedenen deutschen Städten berichten über ernste Engpässe. In Soltau wartet Sabrina Lühr mit ihrer sechsjährigen Tochter, die bereits das „Seepferdchen“ erworben hat, auf einen Platz für das Bronze-Abzeichen, das für die meisten als essentielle Schwimmqualifikation gilt. „Wir stehen auf Platz 31 der Warteliste“, klagt Lühr. Die DLRG ist schlichtweg nicht in der Lage, genügend Kurse anzubieten, da sowohl Personal als auch Schwimmbäder fehlen, um den großen Bedarf zu decken.
Wassergewöhnung in der Krise
Ein weiterer kritischer Faktor ist die fehlende Wassergewöhnung der Kinder. Viele Eltern nehmen sich mittlerweile seltener die Zeit, um mit ihren Kindern ins Schwimmbad zu gehen. Laut Aussagen von Nils Warnecke aus Pinneberg fühlen sich die Kinder häufig verängstigt und unsicher. Dies wird verstärkt durch die steigenden Kosten für Schwimmunterricht, wodurch viele Familien nicht in der Lage sind, regelmäßig schwimmen zu gehen.
Die Rolle der Schulen
DLRG-Präsidentin Ute Vogt beleuchtet die tiefere Problematik: „Die Schulen können nicht die notwendigen Schwimmausbildungen leisten, was teilweise am schwindenden Bestand von Schwimmbädern in der Nähe liegt.“ Dies führt dazu, dass Kinder im Grundschulalter nicht mehr das Schwimmen erlernen, obwohl dies im Lehrplan verankert ist.
Die Zukunft des Schwimmens in Deutschland
Die Wartelisten für Schwimmkurse sind in vielen Regionen lang. In Meppen, Delmenhorst und Pinneberg warten Hunderte von Kindern auf einen Platz. „Beim ‚Seepferdchen‘ haben wir den größten Bedarf, da ist man oft mit fünf Jahren Wartezeit konfrontiert“, berichtet Scholte-Aalbes von der DLRG Meppen. Um die Situation zu verbessern, fordert Vogt einen runden Tisch, bei dem Bund, Länder und Gemeinden zusammenkommen, um Lösungen zu finden.
Notlösungen bei der Schwimmausbildung
In einigen Fällen wird sogar auf alternative Orte wie Kurkliniken und Hotels ausgewichen, um Schwimmunterricht anzubieten. Diese Lösungen sind oft nicht optimal, da sie nicht die richtigen Voraussetzungen bieten. „Die Not ist so groß, dass wir manchmal mehrere Stunden zu einem Bad reisen müssen“, sagt Vogt.
Ein Aufruf zum Handeln
Angesichts der stark ansteigenden Risiken hinsichtlich Schwimmunfällen ruft die DLRG dazu auf, die Hintergründe der Schwimmaufsicht reformieren. Das Fehlen ausreichender Schwimmstätten ist ein grundlegendes Problem, das auch durch gezielte Investitionsprogramme abgemildert werden könnte. „Schwimmen ist für Kinder überlebenswichtig und das sichere Schwimmen beginnt mit dem Schwimmabzeichen Bronze“, betont Vogt.
Sabrina Lühr, währenddessen auf der Suche nach einem Platz für ihre Töchter, bleibt optimistisch. „Man muss schnell sein“, sagt sie resigniert. Die Mangelversorgung könnte sich drastisch verbessern, wenn auf systemischer Grundlage an der Problematik gearbeitet wird, damit Kinder rechtzeitig die notwendigen Schwimmfähigkeiten erlernen.
– NAG