Die Bayreuther Festspiele haben in diesem Jahr einen bemerkenswerten Erfolg erzielt: Mehr als 58.000 Besucher strömten zum traditionell beliebten Opernereignis, und alle 30 Vorstellungen waren ausverkauft. Nach einem Jahr, in dem viele Karten unverkauft blieben, konnte die Festspielführung beeindruckende Zahlen präsentieren.
Im Vorfeld wurde in Deutschland intensiv über die Zukunft der Festspiele diskutiert. Ein Themenpunkt war, ob das Programm um Werke anderer Komponisten erweitert werden sollte. Doch die Intendantin Katharina Wagner scheint mit der traditionellen Ausrichtung, die auf Richard Wagners Kompositionen basiert, zufrieden zu sein. Das großartige Publikumsinteresse in diesem Jahr liefert ihr die nötige Rückendeckung.
Besondere Dirigentinnen und ein neuer Chorleiter
Ein markantes Merkmal der diesjährigen Festspiele war die Premiere einer neuen Ära in der Dirigenschaft. Zum ersten Mal übernahmen mehr Frauen als Männer das Dirigentenpult. Simone Young führte als erste Frau Wagners monumentales Werk „Der Ring des Nibelungen“ auf, während Oksana Lyniv und Nathalie Stutzmann mit ihren Dirigaten von „Der fliegende Holländer“ und „Tannhäuser“ weitere Meilensteine setzten.
Zusätzlich kündigte die Festspielleitung die Ernennung von Thomas Eitler-de Lint als neuen Chorleiter an. Eberhard Friedrich, der fast 25 Jahre lang diese Position innehatte, gibt das Zepter ab und übergibt es an Eitler-de Lint, wodurch eine neue Ära im Festspiel-Chor eingeläutet wird.
Zusätzlich zu den klassischen Aufführungen erfreuten sich die beiden Open-Air-Konzerte im Festspielpark großer Beliebtheit und zogen 15.000 Besucher an. Auch die Kinderoper „Der fliegende Holländer“ war mit 2.000 jungen Zuschauern ausverkauft, was den Start jüngerer Wagnerianer feiert.
Die Festspiele gehen nun in eine ruhigere Phase über, jedoch stehen bereits neue Projekte auf der Agenda. Im Jahr 2025 wird eine Neuproduktion von „Die Meistersinger von Nürnberg“ erwartet, in der der Musical-Regisseur Matthias Davids und der Dirigent Daniele Gatti die musikalische Leitung übernehmen.
Zudem wird der ehemalige Musikdirektor Christian Thielemann, der mehrere Jahre nicht an den Festspielen teilnahm, im Jahr 2025 zurückkehren und vier Aufführungen des „Lohengrin“ dirigieren, abermals in der kreativen Umgebung von Neo Rauch.
Ein Blick in die Zukunft
Die Festspiele nähern sich einem großen Jubiläumsjahr im Jahr 2026, wenn sie 150 Jahre ihrer eindrucksvollen Geschichte feiern. Katharina Wagner hat bereits angedeutet, dass im Jahr des Jubiläums ein besonderer „Ring“ aufgeführt werden soll. Außerdem wird “Rienzi”, ein Werk von Wagner, auf die Bühne gebracht – ein Schritt, der von der bisherigen strengen Tradition abweicht.
Mit all diesen Veränderungen und dem Frischekick durch neue Talente und innovative Programme bleiben die Bayreuther Festspiele ein Schmelztiegel der klassischen Musik, der sich an die Bedürfnisse und Wünsche eines breiten Publikums anpassen will, ohne die Tradition aus den Augen zu verlieren.
– NAG