Inmitten eines sensiblen Klimas nach dem tragischen Vorfall in Solingen, bei dem ein mutmaßlich islamistischer Angreifer drei Menschen das Leben nahm und acht weitere verletzte, zeigt die Veranstaltungslandschaft in Deutschland Resilienz. Trotz der erlittenen Schocks wird nicht überall in den Städten das Festhalten am öffentlichen Sozialleben ausgeschlossen. Diese unterschiedlichen Ansätze zur Sicherheit und der Aufrechterhaltung von Festlichkeiten können als Spiegelbild der gesellschaftlichen Dynamik gesehen werden.
So wurde in Hamburg das geplante Stadtteilfest im Grindelviertel, das vom 13. bis 15. September unter dem Motto „Grindelfest: Kultur. Jüdisch. Bunt“ stattfinden sollte, aufgrund der erhöhten Terrorgefahr abgesagt. Die Bezirksversammlung Eimsbüttel hatte das Fest gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und kulturellen Einrichtungen organisiert, doch die Sicherheit der Besucher musste an oberste Stelle gesetzt werden.
Veranstaltungen unter Sicherheitsvorkehrungen
Im Gegensatz dazu finden andere Events, wie das „Back to Hogwarts“ in Hamburg, weiterhin statt. Uwe Bergmann, Veranstalter und Chef der Bergmanngruppe, erklärte, dass man die Lage nicht überreagieren lasse. „Unsere Sicherheitskonzepte sind gut und bewährt“, versicherte er und fügte hinzu, dass hohe Investitionen in die Sicherheit getätigt werden. Es sei erforderlich, das gesellschaftliche Miteinander aufrechtzuerhalten, trotz der Risiken, die das Verlassen des eigenen Zuhauses mit sich bringe.
Die Stadt Kiel verfolgt ebenfalls einen differenzierten Ansatz. Der städtische Herbstmarkt soll stattfinden, doch der Veranstalter plant, sich eine Einschätzung der lokalen Polizei einzuholen, um mögliche Anpassungen im Sicherheitskonzept vorzunehmen. Christian Zierau, der zuständige Stadtrat, erklärte, dass die Stadt in der Lage ist, kurzfristig Anpassungen vorzunehmen, um die Sicherheit der Festbesucher zu gewährleisten. Die städtischen Veranstaltungen der letzten Jahre beinhalteten bereits eine umfassende Sicherheitsüberprüfung und eine Präsenz von Ordnungskräften.
Keine konkrete Gefährdung festgestellt
In Bad Bramstedt wurden alle geplanten Veranstaltungen gründlich auf Sicherheitsrisiken überprüft. Die Stadtverwaltung stellte fest, dass es keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdungslage gibt, was die Organisation von Events anbelangt. Auch hier arbeiten die örtlichen Behörden eng mit der Polizei zusammen, um die Sicherheitsvorkehrungen laufend zu überprüfen und anzupassen. Die Stadt betonte jedoch, dass eine absolute Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen nicht garantiert werden kann.
In Schleswig wird vom 6. bis 9. September 2024 der Peermarkt stattfinden, wobei der Bürgermeister Stephan Dose (SPD) die Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsdienst und Polizei lobte. Es wurden keine speziellen Maßnahmen als Antwort auf den Vorfall in Solingen angekündigt.
Jürgen Block, Geschäftsführer der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland, betonte die Rolle von Stadtfesten als Orte, an denen Demokratie gelebt wird. Angesichts von Polarisierung und Intoleranz in der Gesellschaft sieht er es als unerlässlich an, dass solche Feste weitergeführt werden, um das Vertrauen in das Miteinander zu stärken. Er erkennt jedoch die Herausforderungen an, die für die Veranstalter zunehmen, da die Kosten und die Verantwortung für die Sicherheit der Gäste steigen.
Insgesamt zeigen die Reaktionen auf den Anschlag in Solingen ein komplexes Bild: Während einige Städte Veranstaltungen absagen, setzen andere weiterhin auf bewährte Sicherheitskonzepte. Die Balance zwischen dem Schutz der Gemeinschaft und der Förderung eines lebendigen städtischen Lebens bleibt eine herausfordernde Aufgabe, die in der aktuellen Zeit durch derartige Vorfälle nur verstärkt wird. Die genannten Maßnahmen und Aussagen der Stadtvertreter reflektieren den Versuch, in schwierigen Zeiten ein Gefühl von Sicherheit und Gemeinschaft aufrechtzuerhalten.
– NAG