Die Herausforderungen, die mit einer Querschnittlähmung einhergehen, betreffen nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Angehörige. Die persönliche Erfahrung von Christiane Arendt zeigt, wie wichtig es ist, auch die Familienmitglieder in den Beratungsprozess einzubeziehen. Christiane, die seit einem Unfall im Jahr 2008 querschnittgelähmt ist, engagiert sich als Peer bei der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland (FGQ) in Halle (Saale). Sie erklärt: „Die Angehörigen kennen einen ja nicht im Rollstuhl, höchstens aus der kurzen Besuchszeit in der Klinik.“
Christiane Arendts Weg zur Peer-Beraterin
Vor ihrem Engagement in der FGQ hat Christiane Arendt einen aktiven Lebensstil geführt. Der Unfall bei einer Höhlentour während eines Urlaubs hat jedoch alles verändert. Nach ihrer Rehabilitation erhielt sie 2017 die Möglichkeit, Menschen, die neu querschnittgelähmt sind, sowie deren Angehörige zu unterstützen. Ihre eigene positive Entwicklung und der Wunsch, anderen zu helfen, motivieren sie in ihrer Rolle als Peer. „Die Peer-Arbeit gibt mir selbst viel. Wenn mir vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, dass ich vor fremden Menschen über meinen Alltag rede, hätte ich das nicht geglaubt“, sagt die 56-Jährige.
Die Rolle der FGQ und der Peer-Unterstützung
Die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten, gegründet 1981, ist die größte unabhängige Organisation in Deutschland, die sich für die Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Querschnittlähmung einsetzt. Ihre Arbeit ist in drei Bereiche gegliedert: Peer-Beratung, politische Interessensvertretung und Einzelfallhilfe. Dieses umfassende Konzept soll den unterschiedlichen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden. In Halle sind neun ehrenamtliche Berater aktiv, darunter auch Christiane Arendt, unterstützt von einem divers zusammengesetzten Team von Peers, die sowohl in Geschlecht als auch in Erfahrungen variieren.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Austausch
Die Peer-Beratung setzt auf den Austausch zwischen Gleichgesinnten. Dies ermöglicht den Ratsuchenden, sich in einem vertrauten und empathischen Rahmen zu öffnen und Herausforderungen zu besprechen, die sie mit ihrer neuen Lebenssituation konfrontiert. „Selbst bei der Auswahl der Peers wird darauf geachtet, dass unterschiedliche Lähmungsarten und -höhen repräsentiert sind, um für jeden Betroffenen einen passenden Ansprechpartner zu finden“, erläutert Christiane Arendt. Diese Diversität innerhalb des Teams spiegelt die verschiedenen Facetten einer Querschnittlähmung wider und lässt jedem Ratsuchenden ein Gefühl der Zugehörigkeit und Akzeptanz erfahren.
Ein integriertes Unterstützungssystem für Betroffene und Angehörige
Das Einbeziehen der Angehörigen in die Beratung ist für Christiane von zentraler Bedeutung. Sie betont, dass auch die Familienmitglieder vor großen Herausforderungen stehen, die oft mit der gleichen Ohnmacht und Unsicherheit verbunden sind, wie die Betroffenen selbst. Die Beratung hilft nicht nur, die anstehenden Fragen zu klären, sondern fördert auch die emotionale Verarbeitung des Erlebten. Damit leistet die FGQ einen wichtigen Beitrag zur Stabilität und zum Wohlbefinden von Familien, die durch Querschnittlähmung betroffen sind.
Christiane Arendt blickt mit Stolz auf ihre Entwicklung zurück und sieht ihr Engagement als eine Form der Selbsthilfe: „Die Peer-Arbeit hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.“ Ihre Erfahrungen und die Unterstützung, die sie bietet, sind wertvolle Bausteine, um anderen in ähnlichen Situationen Hoffnung und Orientierung zu geben.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Webseite der FGQ unter www.fgq.de.
– NAG