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Vom Neonazi zum Lebensretter: Felix Benneckenstein kämpft gegen Extremismus

Vor 13 Jahren stand Felix Benneckenstein auf dem Königsplatz in München. Ein Ort, der als Aufmarschplatz für die SA und die NSDAP während der NS-Diktatur berüchtigt war. Damals, als junger Neonazi, organisierte er sogenannte „Spontan-Demos“. „Die Neonazi-Szene, also ich damals auch, wollte an den historischen Nationalsozialismus und an Hitler anknüpfen“, erinnert sich der 38-Jährige. Doch die Münchner Polizei war gut vorbereitet; die Versammlungen endeten oft schnell in der Gefangenensammelstelle.

Sein Weg in die rechte Szene begann in Erding, wo er als Teenager über rechte Musik in die Clique zog. „Es war fast eine rebellische Entscheidung, meine sehr toleranten und weltoffenen Eltern zu schockieren“, gesteht er. Als „Flex“, ein Nazi-Liedermacher, tourte er durch Deutschland und verbreitete menschenverachtende Musik, die gerade durch ihre Verbote eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausübte.

Der Wendepunkt und der Weg zurück

Seinen entscheidenden Wandel erlebte Benneckenstein, als er Opfer einer brutalen Schlägerei wurde. „Sie haben Flaschen auf meinen Kopf zerschlagen,“ beschreibt er die schreckliche Nacht, die ihn mit einem Schädelhirntrauma ins Krankenhaus brachte. Nach Monaten im Gefängnis begann er, seine Denkweise zu hinterfragen und schließlich aus der Szene auszusteigen.

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2010 gründete er den Verein „Aussteigerhilfe Bayern“, um anderen zu helfen, die den Weg aus der Neonazi-Szene suchen. In Zusammenarbeit mit Organisationen wie „EXIT-Deutschland“ bietet er Unterstützung an, indem er gemeinsam mit Sozialarbeitern, Psychologen und Jugendämtern Aussteigern hilft, sich wieder in der Gesellschaft einzugliedern. „Für die Demokratie ist unsere Arbeit unverzichtbar“, betont er, „denn die Zahl der Extremisten wächst und sie werden опасange gefährlicher“.

Benneckenstein macht deutlich, wie sich die Dynamik in der rechten Szene verändert hat. Früher war sie klarer strukturiert, heute ermöglicht die digitale Welt Menschen, sich in isolierten Gruppen zusammenzufinden, in denen sie extremistische Ideologien ungehindert verbreiten können. „Durch WhatsApp-Gruppen können sie schnell eine eigene Welt schaffen“, warnt er.

Parallelen zur gewaltbereiten islamistischen Szene

Benneckenstein sieht deutliche Parallelen zwischen der radikalen Rechten und gewaltbereiten Islamisten. „Es geht immer um die Ideologie“, erklärt er und fügt hinzu, dass es erschreckend sei, wie junge Menschen überzeugt werden, ihr eigenes Leben zu opfern. „Das ist das Furchtbare daran, dass sie ein bestimmtes Versprechen erhalten.“ Sein Fokus liegt nun darauf, warnend auf die Gefahren einer Radikalisierung hinzuweisen.

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Über die jüngsten Entwicklungen in der neonazistischen und extremistischen Szene hinaus erläutert er, dass die gegenseitige Unterstützung zwischen verschiedenen extremistischen Strömungen zunimmt. „Es ist wichtig, dass wir wachsam sind und die Anzeichen rechtzeitig erkennen, um eingreifen zu können“, erklärt Benneckenstein abschließend.

Weniger bekannt ist, dass Benneckenstein vor seinem Ausstieg fest in der Ideologie verwurzelt war: „Ich habe jeden Wort geglaubt und fanatisch alles aufrechterhalten, was mir erzählt wurde, ohne auch nur eine einzige Sache zu hinterfragen.“ Der Weg zurück in ein normales Leben ist lang und steinig für die Menschen, die seinen Verein suchen – doch mit Unterstützung und Mut ist der Ausstieg aus der extremistischen Szene möglich, erzählen viele der, die ihm gefolgt sind.

Für die, die sich für diesen Weg entscheiden, bleibt zu hoffen, dass es Organisationen wie die von Benneckenstein gibt, die mit einem offenen Ohr und umfassender Unterstützung helfen, das Leben neu zu gestalten und die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Weitere Informationen zu diesem wichtigen Thema finden sich auf www.br.de.

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