Ein Traum, der unter extremen Bedingungen geboren wurde: Der afghanische Arzt Dr. Tajuddin Noori hat seine Vision, Menschen zu helfen, lange verfolgt. Er träumte bereits als Kind davon, andere zu behandeln und ihre Schmerzen zu lindern. Doch das Schicksal hatte andere Pläne, als die radikal-islamistischen Taliban 2021 die Kontrolle in Afghanistan zurückeroberten. Aus Angst um seine Familie sah sich Noori gezwungen, sein Heimatland zu verlassen und ein neues Leben in Deutschland zu beginnen.
Die Flucht des Arztes war ein traumatisches Erlebnis. Er erinnert sich an schreckliche Szenen am Flughafen, als Schüsse fielen und Explosionen das Chaos auslösten, in dem seine Kinder, die damals nur drei und fünf Jahre alt waren, alles mit ansehen mussten. Solche Erinnerungen verfolgen ihn und seine Familie bis heute. Nach einer aufregenden Zwischenstation in Pakistan fand die Familie am 12. Januar 2022 schließlich in Bad Königshofen Zuflucht, wo sie im Haus St. Michael unterkommen konnten.
Integration und schwierige Umstände
Die Familie hat sich gut in die Gemeinschaft integriert, und es gibt bereits erste Erfolge: Nooris älteste Tochter hat letztes Jahr das Abitur abgelegt, was von den Einheimischen anerkannt wird. Frank Helmerich, ein Unterstützer der Familie, hebt die Anpassungsfähigkeit und Intelligenz der Kinder hervor. Doch Dr. Noori steht vor einer Herausforderung: Er hat noch keine Erlaubnis, in Deutschland als Arzt zu praktizieren, obwohl er in Afghanistan eine umfassende Ausbildung absolviert hat, die ihn bis zum Leiter einer Station brachte.
In seiner neuen Heimat muss Noori nun von vorne anfangen. Um in Deutschland anerkannt zu werden, hat er sich entschlossen, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben. Sechs Monate lang hat er jeden Abend vier Stunden mit dem Lernen verbracht, um sich auf die Eignungsprüfung vorzubereiten. Trotz der Sprache, die ihm noch Schwierigkeiten bereitet, setzt er alle Hebel in Bewegung, seinen Traum zu verwirklichen.
Täglich pendelt er mit Bus und Bahn von Bad Königshofen nach Bad Kissingen, um dort an einem B2-Sprachkurs teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin beginnt sein Tag um 6 Uhr morgens und endet erst spät am Nachmittag. Leider kann der Sprachkurs in Bad Königshofen nicht angeboten werden, da die Genehmigung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge noch aussteht, was die bürokratischen Hürden für ausländische Ärzte deutlich macht.
Das Stipendium als mögliche Babystep
Ein Lichtblick könnte jedoch in Form eines Stipendiums am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt erscheinen. Wenn Noori seine B2-Prüfung im September besteht, hat er die Möglichkeit, dort den deutschen Ärzten über die Schulter zu schauen. Dieses Stipendium beinhaltet intensive Vorbereitung auf die Fachsprachenprüfung, die entscheidend für die Anerkennung seiner medizinischen Qualifikationen in Deutschland ist. Die Unterstützung durch Christiane Hanshans, die dieses Programm betreut, ist intensiv und umfassend, da sie auch bei der Beantragung der Approbation hilft.
Noch hat Noori nicht die Möglichkeit, aktiv zu arbeiten, doch der Weg ist geebnet, um in seiner neuen Heimat Menschen helfen zu können. Die Geduld, die er im Zuge seiner schwierigen Reise entwickeln musste, wird nun auf eine weitere Probe gestellt, während er weiterhin alles tut, um sich optimal vorzubereiten. Es bleibt abzuwarten, wann er schließlich als Arzt tätig werden kann, doch eines steht fest: Sein unermüdlicher Einsatz und der Wille, diese Herausforderung zu meistern, bleiben ungebrochen. In Deutschland will er bald das tun, was er am besten kann: Menschen eine Hilfe sein.
– NAG