Am Volkstrauertag, einem Tag des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewalt, versammelten sich in Halle (Saale) zahlreiche Bürger und Vertreter der Stadt, um auf dem Gertraudenfriedhof den Toten zu gedenken. Die Veranstaltung, organisiert von der Stadt und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, wurde von bewegenden Reden begleitet, die die aktuelle weltpolitische Lage und die wachsende Gewaltbereitschaft thematisierten.
Bernhard Bönisch, Vorsitzender der Deutschen Kriegsgräberfürsorge in Halle, äußerte seine Besorgnis über die zunehmende Spaltung in der Gesellschaft: “Statt miteinander zu reden, redet man lieber übereinander.” Er verwies auf die Konflikte in China, Taiwan, Russland, der Ukraine und im Nahen Osten und betonte, dass auch in Deutschland der Antisemitismus wieder zunehme. Bürgermeister Egbert Geier sprach von “bewegten und bewegenden Zeiten” und stellte fest, dass der Volkstrauertag heute mehr denn je an Aktualität gewonnen hat. “Das Leid ist unermesslich”, sagte Geier und warnte vor den Gefahren für Demokratie und Freiheit.
Emotionale Gedenkrede und Kranzniederlegung
Die Gedenkrede hielt Dr. Claudia Becker, Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie teilte die bewegenden Erinnerungen ihres Vaters, der als Kind das Kriegsende erlebte. “Was Kindheit und Jugend ausmachen sollte, das hat mein Vater nicht erleben dürfen”, reflektierte Becker. Im Anschluss an die Reden wurden Kränze an der eindrucksvollen Skulptur “Die Endlose Straße” niedergelegt, die an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnert. An der Zeremonie nahmen auch zahlreiche Stadträte und Landtagsabgeordnete teil, sowie Vertreter von Polizei und Reservistenkameradschaft.
Der Volkstrauertag, der 1922 ins Leben gerufen wurde, erinnert nicht nur an die Opfer der beiden Weltkriege, sondern mahnt auch zur Versöhnung und zum Frieden. In Halle wird dieser Tag seit 22 Jahren auf dem Gertraudenfriedhof begangen, wo die Gedenkveranstaltung in den letzten Jahren weitgehend ungestört verlief, trotz der früheren Spannungen und Demonstrationen.