Am 25. September 2024 protestierten zehn Aktivist:innen von Greenpeace vor der Küste Rostocks gegen die gefährlichen Ölexporte Russlands. Diese Protestaktion fand auf der Ostsee statt, um auf die Risiken aufmerksam zu machen, die von den veralteten Tankern ausgehen, die Teil der sogenannten Schattenflotte sind. Die Umweltschützer:innen bezeichneten ihre Aktion als notwendig, da die deutsche Küste durch diese Tanker – insbesondere der „Seagull“, die russisches Rohöl transportiert – bedroht ist.
Der Tanker, der unter der Flagge der Cook Islands fährt und 250 Meter lang ist, wurde bereits in der Vergangenheit wegen technischer Mängel, insbesondere an seinem Feuerlöschsystem, beanstandet. Greenpeace zufolge sind täglich bis zu vier solcher möglicherweise selbst eine Ölkatastrophe auslösenden Schiffe in diesen Gewässern unterwegs. Thilo Maack, ein Meeresbiologe von Greenpeace, erklärt, dass nicht nur die Küsten gefährdet sind, sondern auch die Tierwelt, darunter Seevögel und Schweinswale, erheblich leiden könnte.
Bedrohung durch mangelhafte Sicherheitsstandards
Die Situation wird zusätzlich verschärft durch die unzureichenden Sicherheitsstandards, unter denen viele dieser Tanker registriert sind. Oft verfügen sie über mangelhaften Versicherungsschutz, was bedeutet, dass im Falle eines Unfalls die betroffenen Staaten für die damit verbundenen Schäden aufkommen müssen. Das gesamte System der Überwachung und Sanktionierung ist ineffektiv, was die Wiederholung solcher Vorfälle beinahe unvermeidlich macht.
Nach Angaben von Greenpeace passiert jedes Jahr rund 1000 russische Tanker die deutschen Küsten. Diese Schiffe sind Teil von Russlands Älterungsstrategie, die durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine und die darauf folgenden EU-Sanktionen in Gang gesetzt wurde. Laut einer aktuellen Analyse ist das bewegte Flüssigerdgas, das trotz der Pandemie und des Kriegs weiterhin exportiert wird, in Naturschutzgebieten wie der Kadetrinne und dem Fehmarnbelt zu beobachten.
Eine erschreckende Statistik belegt, dass die Fahrten von Öltankern in der Ostsee seit Januar 2021 um 70 Prozent gestiegen sind. Zudem ist das Durchschnittsalter der Tanker in diesem Zeitraum von 8,9 Jahren auf bereits 16,6 Jahre im Jahr 2024 angewachsen. Diese Entwicklung zeigt die Dringlichkeit einer umfassenden Reform in der Schifffahrtspolitik.
Ölunfall am Horizont?
Die Möglichkeit eines Ölunfalls steht im Raum und könnte verheerende Folgen für die Küstenregionen haben. Greenpeace hat zu diesem Zweck Bojen mit Peilsendern platziert, um die Route der Tanker zu verfolgen. Nach wenigen Tagen erlangte eine Boje gefährliche Küstennähe und zeigte auf, wie schnell eine Ölpest sich ausbreiten könnte. Das Experiment lässt erkennen, dass im Falle eines Unfalls große Gebiete, einschließlich schützenswerter Naturräume und Strände, betroffen sein könnten.
Angesichts dieser alarmierenden Situation fordert Greenpeace von der deutschen Bundesregierung, eine eigene Verantwortung für den Küstenschutz zu übernehmen. Eine gesetzlich vorgeschriebene Lotsenpflicht und umfassender Versicherungsschutz für die Tanker sind dringend erforderlich. Maack unterstreicht, dass die Küsten nicht nur vor wirtschaftlichen Einbußen, sondern auch vor gravierenden Umweltschäden geschützt werden müssen. Die Zeit drängt, und es bleibt abzuwarten, wie die Entscheidungsträger auf diesen Druck reagieren werden, wie www.presseportal.de berichtet.