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Tram für Lübeck: Kommt die Verkehrswende oder bleibt es beim Bus?

In Lübeck gibt es derzeit intensive Diskussionen über die Zukunft der Straßenbahn im Stadtverkehr. Der Plan, die charmante Hansestadt mit einem neuen Straßenbahnnetz auszustatten, könnte auf der Kippe stehen. Eine Potenzialanalyse des dänischen Ingenieurberatungsunternehmens Rambøll hat ergeben, dass mehrere Straßenbahnlinien, insgesamt etwa 40 Kilometer lang, den öffentlichen Nahverkehr erheblich verbessern würden. Diese Linien könnten die Altstadt und den Hauptbahnhof mit weiteren Wohngebieten und wichtigen Zielen verbinden, was eine bedeutende Umgestaltung der Verkehrsinfrastruktur zur Folge hätte.

Die Vorfreude auf eine Verkehrswende, die mit einem solchen Straßenbahnnetz einhergehen würde, ist jedoch gedämpft. Lutz Kuwalsky vom Verein „Tram für Lübeck“ betont, dass die Bürgerschaft bald eine richtungsweisende Entscheidung treffen muss. Trotz der positiven Analyse schlägt die Stadtverwaltung vor, die Pläne nicht weiter zu verfolgen, da die erwarteten Fortschritte nicht mit den ambitionierten Zielvorgaben übereinstimmen. Während die Stadt mindestens 20 Prozent der Fahrten im öffentlichen Nahverkehr anstrebt, könnte das aktuelle Bussystem lediglich 16 Prozent erreichen, während die Straßenbahnoption durch ungenutztes Wachstum auch über 16 Prozent hinausgehen könnte.

Die finanzielle Belastung und die Kosten-Nutzen-Frage

Ein entscheidender Faktor in der Debatte ist das hohe Kostenpotenzial. Rambøll schätzt die Umsetzungskosten auf etwa 900 Millionen Euro. In Anbetracht der momentan angespannten finanziellen Situation Lübecks, sieht die Stadtverwaltung erhebliche Herausforderungen bei der Finanzierung eines solchen Projekts. Kritisch wird angeführt, dass die geplanten Ausgaben eine enorme Belastung für den städtischen Haushalt darstellen würden, unabhängig von möglichen zukünftigen Verbesserungen der finanziellen Situation.

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Dem entgegen steht Kuwalskys Einschätzung, dass Förderungen von bis zu 90 Prozent der Kosten möglich wären. Dies ist ein Aspekt, den die Stadtverwaltung nicht außer Acht lassen sollte, so Kuwalsky. Zudem kritisiert er die defensiven Schätzungen des erwarteten Zuwachses im öffentlichen Nahverkehr, die er für zu niedrig hält. Er verweist auf Studien, die einen Zuwachs der Fahrgastzahlen zwischen 50 und 100 Prozent in Städten zeigen, die eine Straßenbahn eingeführt haben.

Ein weiteres großes Thema ist die Position der Lübecker Bürgerschaft. Die Grünen plädieren dafür, die Umsetzbarkeit und die genauen Kosten nochmals zu prüfen, um eine Ansage zur Effizienz und Umweltfreundlichkeit des Vorschlags zu machen, während die CDU ebenfalls eine tiefere Kosten-Nutzen-Analyse forderte. Im Gegensatz dazu könnte sich die SPD der Empfehlung der Verwaltung anschließen, woraufhin Zweifel an der praktischen Machbarkeit laut werden, insbesondere angesichts der baulichen Gegebenheiten in Lübeck.

Die Herausforderungen sind zahlreich, wie Kuwalsky einräumt. „Natürlich wird das eine Herausforderung, Lübeck ist eng gebaut“, sagt er. Dennoch setzte sich die Stadt ein ehrgeiziges Ziel und erklärte, bis 2035 klimaneutral sein zu wollen. Kuwalsky warnt davor, die Idee eines emissionsfreien Verkehrsmittels ad acta zu legen. Sollte die Bürgerschaft dem Vorschlag der Verwaltung nicht folgen, könnte Lübeck dem benachbarten Kiel nacheifern, wo bereits Pläne für eine neue Straßenbahnlinie in der Umsetzung sind. Dort laufen die Bauplanungen, und in weniger als zehn Jahren soll die erste Linie der Tram in Betrieb genommen werden.

Insgesamt bleibt die Situation in Lübeck unklar und wird mit Spannung beobachtet. Es wird sich zeigen, ob die Stadt den Mut findet, die Pläne für das Straßenbahnnetz fortzuführen oder ob diese wertvolle Möglichkeit erneut verworfen wird, während andere Städte bereits große Schritte in Richtung einer modernen und nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur machen. Mehr Informationen über die Entwicklungen in Lübeck finden sich auf taz.de.

Quelle/Referenz
taz.de

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