Ab September 2024 wird unter der Leitung der Bauhaus-Universität Weimar das Projekt MOVEwell initiiert, das beeindruckende 4,6 Millionen Euro vom Bund erhält. Dieses innovativen Forschungsvorhaben hat sich zur Aufgabe gemacht, den ländlichen Raum Thüringens besser zu vernetzen und dadurch insbesondere für Fachkräfte und Unternehmen attraktiver zu gestalten. Während wir häufig von den Herausforderungen der Anbindung ländlicher Gebiete lesen, möchte dieses Projekt konkrete Lösungen anbieten, ein Thema, das die Mobilität von Tausenden betrifft.
Ein zentrales Ziel von MOVEwell wird es sein, die bestehenden Verkehrsverbindungen in den ländlichen Regionen durch bedarfsgerechte Mobilitätskonzepte zu optimieren. Besonders Pendler, die in ländlichen Gebieten leben, kennen das Dilemma gut: Wenige Zugverbindungen, seltene Busfahrten und lange Wartezeiten können den täglichen Arbeitsweg zur Tortur machen. Der Verkehrsexperte, Prof. Dr.-Ing. Uwe Plank-Wiedenbeck, fordert daher verstärkte Anstrengungen, um im ländlichen Raum echte Alternativen zum Auto zu schaffen. Schließlich sind die klimatischen Herausforderungen durch den CO2-Ausstoß aus dem motorisierten Individualverkehr hoch.
Innovative Mobilitätslösungen in der Testphase
MOVEwell verfolgt einen strategischen Ansatz in drei Hauptbereichen. Zunächst werden die Fahrpläne des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) miteinander abgestimmt, um lange Umsteigezeiten zu vermeiden. Dies erfolgt durch den sogenannten „Integralen Taktfahrplan“ (ITF), der die Abfahrtszeiten von Zügen und Bussen an wichtigen Knotenpunkten der Verkehrsnetze koordiniert. Das Ziel ist es, dass die Fahrgäste möglichst effizient und ohne lange Wartezeiten umsteigen können.
Ein weiterer Arbeitsbereich konzentriert sich auf die Integration neuer Mobilitätsformen wie Sammeltaxis oder Rufbusse. Diese sollen den Bedürfnissen der Einwohner besser gerecht werden und die Flexibilität im öffentlichen Verkehr erhöhen. Der Abbau starrer Strukturen könnte dazu beitragen, dass gerade Menschen, die im ländlichen Raum auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, neue, zeitgemäße Mobilitätsangebote schätzen und nutzen.
Zusätzlich wird das Projekt dazu beitragen, Anreize für Beschäftigte in örtlichen Gewerbegebieten zu schaffen, um klimafreundliche Mobilitätsalternativen zu wählen. Hierbei wird nicht nur geprüft, ob der Fuhrpark auf umweltfreundliche Verkehrsmittel angepasst werden kann, sondern auch stärkere Synergien zwischen dem ÖPNV und den betriebsinternen Mobilitätsmanagementmaßnahmen gefördert. Um dies zu unterstützen, kooperiert MOVEwell mit HighQ Computerlösungen, die ihre IT-Plattform weiterentwickeln, um das Bild von Mitfahrgelegenheiten zu erweitern.
Wesentlich ist außerdem, dass MOVEwell in enger Zusammenarbeit mit regionalen Verkehrsunternehmen und den zuständigen Ministerien in Thüringen steht. Ziel ist es, die entwickelten Mobilitätslösungen so gut wie möglich in die bestehenden Infrastrukturen einzubinden. Besonders prüft das Projektkonsortium die Integration dieser neuen Konzepte in die regionalen Verkehrspläne und Strategien des Landes, was einen langfristigen und nachhaltigen Einfluss erwarten lässt.
Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit im Fokus
Mit der Umsetzung des Projekts könnte MOVEwell einen maßgeblichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Ein umweltfreundlicher ÖPNV ist nicht nur essenziell für den Klimaschutz, sondern kann auch soziale Isolation verringern und für mehr Teilhabe sorgen. Die intelligente Anbindung ländlicher Regionen kann wirtschaftliche Impulse setzen, die auch die Attraktivität für Unternehmen und deren Arbeitnehmer steigern. Dabei spielt nicht nur der ökologische Fußabdruck eine entscheidende Rolle, sondern auch das Wohl der Menschen, die in diesen Regionen leben.
MOVEwell wird damit nicht nur als Testlauf für einen effizienten ÖPNV dienen, sondern auch als Beispiel für die zukünftige Mobilität in ländlichen Gebieten in ganz Deutschland. Das Projekt wird bis August 2029 laufen und bietet die Gelegenheit, ein nachhaltiges und integriertes Mobilitätssystem zu entwickeln, das den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt und den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird.
Insgesamt zeigt MOVEwell eindrucksvoll, dass es im ländlichen Raum durchaus möglich ist, die Mobilität für alle zu verbessern und die Mobilitätswende umzusetzen. Dies könnte nicht nur den Komfort der Pendler erhöhen, sondern langfristig auch zur Schaffung sozial ausgewogener und zukunftsfähiger Lebensräume beitragen, in denen das Wohl von Mensch und Natur gleichermaßen gefördert wird.
– NAG