Weimar

Goethes Werther: 250 Jahre Leidenschaft und Skandal im Unterricht!

Goethes „Werther“ feiert dieses Jahr sein 250. Jubiläum und bleibt trotz umstrittener Liebesgeschichte und kritischer Stimmen zur Sprache ein Bestseller im Deutschunterricht – was macht diesen Klassiker also immer noch so faszinierend für junge Leser?

Die Faszination für Johann Wolfgang von Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ zeigt sich auch 250 Jahre nach seiner Veröffentlichung. Es bleibt ein kontroverses Werk, das Emotionen auslöst und verschiedene Meinungen hervorruft. Einige sehen in dem Briefroman eine zähe Liebesgeschichte, während andere dessen Einfluss auf die Gesellschaft und die Literaturgeschichte betonen. Mario Leis, ein bekannter Literaturwissenschaftler, hebt hervor, dass der Roman auch heute noch moderne Themen behandelt. Trotz der begrenzten Einbindung in den Zentralabitur-Themen bleibt der Werther eine empfohlenen Lektüre, vor allem für Schüler der Oberstufe.

Die Verkaufszahlen des Romans belegen seine anhaltende Popularität. Der Reclam-Verlag berichtet von hohen Verkaufszahlen, die den Werther in die Top Ten der Klassiker katapultieren. Über drei Millionen Exemplare wurden allein in der Reclam-Universal-Bibliothek verkauft. Dies zeigt, dass die Schüler sich auch trotz des Wandels in der Lesegewohnheit nach wie vor mit dem Buch auseinandersetzen. Anne Bohnenkamp-Renken, Literaturprofessorin, merkt an, dass die Sprache des Romans für viele Schüler eine Hürde sein könnte.

Der Erfolgsroman und sein kultureller Einfluss

Als Goethe 1774 mit dem Roman debütierte, hatte er sich bereits als Dramatiker einen Namen gemacht. Der Erfolg von „Werther“ war indes enorm; es wurde in mehreren Sprachen übersetzt und zog eine riesige Fangemeinde an. Der Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs, Christian Hain, beschreibt, dass das Werk zur Modeerscheinung wurde: „Man zog sich an wie Werther“ und es gab eine Vielzahl von Fan-Artikeln. Diese kulturelle Verflechtung bietet einen aktuellen Zugang zum Werk, indem man Parallelen zu heutigen Trends wie Cosplay zieht.

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In der damaligen Zeit sprach der Roman viele jugendliche Leser an, was mit heftigen Spekulationen um Goethes persönliche Erfahrungen verbunden war. Hain stellt fest, dass „Werther“ ein europäisches Phänomen darstellt, dessen Themen universell sind. Viele Leser fragten sich, inwieweit es autobiographische Elemente enthält und wie Goethes eigene unglückliche Liebe in die Geschichte eingeflossen ist, was die Leserschaft zusätzlich fesselte.

Die Herausforderungen der modernen Leserschaft

Die Gegenwart bringt jedoch neue Herausforderungen mit sich. Leis ist sich der wachsenden Distanz der Schüler zu klassischer Literatur bewusst. Bei den neuen Generationen scheinen Bücher zunehmend an Relevanz zu verlieren. Insbesondere die altehrwürdige Sprache des Romans könnte als Hindernis fungieren, um die tiefen emotionalen und philosophischen Inhalte zu vermitteln. Bohnenkamp-Renken erklärt, dass die Ausdrucksweise von Goethe heute für viele schwer nachvollziehbar sei, was das Lesen des Textes erschwert.

Zusätzlich wird das Thema Suizid, welches im Werk behandelt wird, oft als problematisch angesehen. Der sogenannte „Werther-Effekt“, der die Verbindung zwischen Medienberichterstattung über Suizide und einem Anstieg entsprechender Fälle beschreibt, bleibt eine kritische Betrachtung des Werkes und seiner Auswirkungen auf die Leser. Historiker und Wissenschaftler führen eine differenzierte Sichtweise darauf. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung des Romans und einer Suizidwelle kann nicht belegt werden, auch wenn es in der Vergangenheit offensichtlich einige Fälle gab, die in diesem Kontext eingehend betrachtet wurden.

Die aktuelle Auseinandersetzung mit „Werthers“ Themen und deren Vermittlung in Schulen ist nach wie vor relevant. Das Werk sollte nicht nur als verstaubtes Schulbuch betrachtet werden, sondern als Quelle kulturellen Erbes, das über die Jahrhunderte hinweg adaptiert wird. Diese Neugestaltung kann ein Weg sein, den Werther in die heutige Zeit zu holen. In verschiedenen Adaptionen, sei es im Theater oder im Film, findet das Werk seinen Platz. Außerhalb der Schulräume bleibt der Einfluss des Romans auf verschiedene Bereiche ungebrochen.

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