In Mexiko-Stadt haben etwa 30.000 Menschen in der letzten Woche in Tuxtla Gutiérrez gegen das organisierte Verbrechen protestiert. Diese große Demonstration, die als «Pilgermarsch für den Frieden» bekannt ist, wurde von der katholischen Kirche initiiert und erhielt Unterstützung von verschiedenen evangelischen Glaubensgemeinschaften. Die Teilnehmer machten auf die Gewalt aufmerksam, die vor allem Mitglieder indigener Gemeinschaften betrifft, und riefen eindringlich zu einem Ende der kriminellen Aktivitäten auf.
Die Protestierenden skandierten Slogans wie: «Stoppt das organisierte Verbrechen, stoppt die gewaltsame Vertreibung, stoppt die Morde, stoppt die Narkopolitik». Unter «Narkopolitik» versteht man die enge Verbindung zwischen mächtigen Politikern und Drogenbanden, die die Landschaft der Gewalt in der Region prägen.
Erinnerung an die Opfer
Die Kirchen erklärten, dass der Marsch dazu dienen sollte, die vielen Opfer sichtbar zu machen, die ermordet wurden, nachdem sie sich geweigert hatten, mit Kriminellen zu kollaborieren. Eine besondere Erwähnung fand das Massaker an elf Gläubigen aus der Gemeinde Chicomuselo im Mai, die aufgrund ihrer kritischen Haltung zur illegalen Ausbeutung einer Bergbaumine getötet wurden.
Die Hintergründe dieser Gewalt sind komplex und vielschichtig. Politiker und Kriminelle konkurrieren um die Kontrolle über Drogenhandelsrouten und die Schleusung von Migranten. Diese Kämpfe führen zur Flucht ganzer Dörfer in der Grenzregion zu Guatemala. Zusätzlich tragen massive Eingriffe in die Lebensweise der indigenen Völker, durch Projekte im Bereich Bergbau, Erdölförderung, Autobahnbau und Wasserprivatisierung, zur Eskalation dieser Gewalt bei.
Die Mehrheit der Demonstranten kleidete sich in weiße Gewänder und pilgerte über einen Zeitraum von zehn Kilometern von den Randgebieten Tuxtla Gutiérrez bis zur Kathedrale im Stadtzentrum, wo ein ökumenisches Gebet gehalten wurde. Allerdings hat die mexikanische Regierung die Dringlichkeit des Gewaltproblems in Chiapas wiederholt geleugnet, was zusätzliche Spannungen in der Region hervorruft.
Die Kombination aus tief verwurzelter Ungleichheit, der Ignoranz der Behörden und der Rücksichtslosigkeit krimineller Gruppen führt zu einer instabilen Situation, die für viele Menschen in Chiapas äußerst bedrohlich ist. Die Eindeutigkeit der Botschaft der Kirchen ist weniger ein Aufschrei vor den politischen Führern als vielmehr ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft, sich der Realität der Gewalt und der Ungerechtigkeit zu stellen und die Anliegen der Betroffenen ernst zu nehmen.