In Thüringen gibt es derzeit einen besorgniserregenden Anstieg von Legionellen-Erkrankungen. Diese unsichtbaren Bakterien, die im Wasser leben, haben in diesem Jahr bereits fünf Todesfälle verursacht, was die Zahl der im gesamten letzten Jahr verzeichneten Fälle übersteigt. Das Gesundheitsministerium hat dies am 19. August 2024 gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Damit zählt Thüringen in diesem Jahr bereits die Hälfte der Todesfälle, die im Jahr 2022 insgesamt registriert wurden.
Die Erkrankungen sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Bis Anfang August wurden 30 Fälle gemeldet, was mehr als doppelt so viele wie im entsprechenden Zeitraum 2022 bedeutet. Im gesamten Jahr 2023 gab es insgesamt 38 gemeldete Krankheitsfälle, was auf einen alarmierenden Trend hinweist.
Übertragung und Ursachen
Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die durch zerstäubtes Wasser übertragen werden können. Dies geschieht häufig in Duschen, Whirlpools und über Wasserhähne. Die Ansteckung erfolgt also nicht durch direktes Trinken von Wasser, sondern meist über die Atemluft. Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) sehen mehrere Faktoren, die zu der steigenden Fallzahl beitragen könnten. Dazu zählen eine bessere Diagnose von Fällen, eine älter werdende Bevölkerung und Veränderungen des Klimas, die durch extreme Wetterlagen charakterisiert sind. Vor allem die Wechsel von hohen Temperaturen zu stärkerem Regen scheinen hierbei eine Rolle zu spielen.
Eine besondere Häufung der Erkrankungen war im Landkreis Schmalkalden-Meiningen festzustellen. Allerdings ergaben Ermittlungen des Gesundheitsministeriums und des Umweltamtes keinen ursächlichen Zusammenhang. Dies zeigt, wie wichtig eine umfassende Analyse der Situation ist, um die Infektionsquellen wirksam zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
In den Sommermonaten nimmt die Zahl der Legionellen-Erkrankungen traditionell zu. Hier könnten die Reiseaktivitäten in der Urlaubszeit eine entscheidende Rolle spielen. Bei fast 20 Prozent der Fälle in Thüringen gab es einen direkten Zusammenhang zu Reisen, hauptsächlich in südliche europäische Länder. Dies ist ein bundesweiter Trend, der zeigt, dass die Gefahr, sich infizieren zu können, auch im Urlaub allgegenwärtig ist. Das Schwimmen in Whirlpools und anderen Wasseranlagen kann dabei die Infektionsrisiken erhöhen.
Eine weitere Herausforderung stellt die Wasserverweildauer in den Leitungen dar, insbesondere wenn Hausbesitzer längere Zeit abwesend sind. In diesen Fällen vermehrt sich die Legionellenpopulation, was die Wahrscheinlichkeit einer Infektion erhöht. Zudem begünstigen die warmen Temperaturen das Wachstum der Bakterien in Kaltwasserleitungen und Rückkühlwerken.
Vorbeugung und Schutzmaßnahmen
Die Legionellen können in sehr geringen Konzentrationen in fast jedem Wasserzähler nachgewiesen werden. Ihre Vermehrung findet bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius optimale Bedingungen vor. Um das Wachstum der Bakterien zu hemmen, sollte das Wasser in Ruhezeiten, insbesondere in leerstehenden Wohnungen, regelmäßig durch die Leitungen geleitet werden. Temperaturen über 55 Grad Celsius sind notwendig, um das Wachstum signifikant zu bremsen, während Temperaturen über 60 Grad Celsius sogar zum Absterben der Bakterien führen können.
Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, empfiehlt das Gesundheitsministerium die regelmäßige Nutzung seltener genutzter Sanitäranlagen. Es ist wichtig, das Thema Legionellen ernst zu nehmen, denn die Erkrankungen können von grippeähnlichen Symptomen bis hin zu schweren Lungenentzündungen führen, die einen Krankenhausaufenthalt erfordern können.
Es bleibt zu hoffen, dass durch Aufklärung und präventive Maßnahmen die Zahl der Legionellen-Erkrankungen deutlich gesenkt werden kann. Insbesondere die Sensibilisierung der Bevölkerung und die regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität könnten entscheidend dazu beitragen, das Risiko für die Bürger zu minimieren.
Die Gefahr von Legionellen ist nicht nur ein lokales Problem, sondern betrifft auch andere Regionen in Deutschland und weltweit. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat festgestellt, dass Legionellen in verschiedenen deutschen Städten und Gemeinden immer wieder zu Krankheitsausbrüchen führen. In städtischen Gebieten sind ältere Gebäude besonders betroffen, in denen die Warmwasseranlagen oft unzureichend gewartet sind. Nach den Angaben des RKI könnte sich das Problem durch eine alternde Infrastruktur und unzureichende Hygienepraktiken verschärfen.
Besseres Bewusstsein und regelmäßige Wartung könnten entscheidend sein, um das Risiko der Legionelleninfektionen zu verringern. Ein gemeinsames Vorgehen von Stadtplanern, Gebäudeverwaltern und der Öffentlichkeit ist notwendig, um Lösungen zu finden und zu implementieren, die das Wachstum der Bakterien verhindern.
Internationale Perspektiven auf Legionellen
In anderen Ländern, wie beispielsweise den USA oder Australien, gibt es unterschiedliche Strategien zur Bekämpfung von Legionellen. In den USA sind Legionellenvorkommen in Wasserversorgungsanlagen so ernst genommen, dass Vorschriften und Richtlinien eingeführt wurden, die die Überwachung von Bakterien in öffentlichen und privaten Wassersystemen vorschreiben. Auch die Einführung automatischer Desinfektionsmethoden wird zunehmend erwogen, um eine Verbreitung zu verhindern.
In Australien ist die Legionellose ebenfalls ein bedeutendes Gesundheitsproblem, insbesondere in den warmen Monaten, wenn die Wachstumsbedingungen für die Bakterien optimal sind. Hier gibt es bereits erfolgreich umgesetzte Programme, die sich auf die Sensibilisierung der Bevölkerung und die Schulung von Gebäudeverwaltern konzentrieren, um das Risiko einer Kontaminierung durch Legionellen zu minimieren.
Gesundheitliche Auswirkungen und Präventionsstrategien
Die gesundheitlichen Folgen einer Infektion mit Legionellen können gravierend sein und betreffen häufig vorbelastete Personen oder ältere Menschen. In schweren Fällen kann es zu einer Legionärskrankheit kommen, die eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich macht. Ein präventiver Ansatz, der in vielen Gesundheitsbehörden empfohlen wird, ist die regelmäßige Überprüfung und Wartung von Hygieneprozeduren in Wasseranlagen.
Zusätzlich wird empfohlen, dass private Haushalte und öffentliche Einrichtungen regelmäßige Kontrollen der Wassertemperaturen durchführen. Die Umsetzung der Hygienemaßnahmen sollte ebenfalls in Schulen und Pflegeeinrichtungen als Priorität behandelt werden, um vulnerable Gruppen zu schützen.
– NAG