Jena

Landtagswahl 2023: Verliert Brandenburg seine religiöse Kompetenz?

Am Sonntag wählt Brandenburg einen neuen Landtag und verliert damit wertvolle religiöse Stimmen, da zahlreiche kirchlich engagierte Abgeordnete wie Barbara Richstein und Roswitha Schier nicht wieder antreten – ein herber Verlust für die politische Landschaft!

Die bevorstehenden Wahlen zum neuen Brandenburger Landtag, die am Sonntag anstehen, könnten tiefgreifende Auswirkungen auf die religiöse Vertretung im Landesparlament haben. Zahlreiche Persönlichkeiten mit kirchlichem Hintergrund, die in der Vergangenheit wichtige Ämter inne hatten, werden ihre Mandate nicht fortsetzen. Dies wirft Fragen zur zukünftigen religiösen Kompetenz des Landtags auf, da charakteristische Abgeordnete bald fehlen werden.

Barbara Richstein, die ehemalige Justizministerin der CDU, ist eine solcher Fall. Ihre politische Karriere begann in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, und heute ist sie unter anderem im Diözesanrat des Erzbistums Berlin aktiv. Bereits frühzeitig gab sie bekannt, dass sie nicht zur Wiederwahl antreten würde. Ähnlich ist es ihrer Kollegin Roswitha Schier ergangen, die sich ebenfalls aus der Politik zurückzieht.

Religionspolitik im Fokus

Während einige Abgeordnete die Bühne verlassen, kämpft Johannes Funke, der religionspolitische Sprecher der SPD, um sein Mandat. Funke, der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Havelland ist und sich als engagierter Protestant präsentiert, hat sich durch gemeinsame Besuche von Kirchenvertretern in landwirtschaftlichen Betrieben einen Namen gemacht. Sein Engagement soll dazu beigetragen haben, die Kluft zwischen konventionellen Landwirten und der Kirchen, die ökologischere Praktiken unterstützen, zu überbrücken.

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Im Landtag setzte sich Funke auch für die jüdische Gemeinschaft ein, indem er eine Ausstellung mit Fotografien neuer Synagogen aus Deutschland organisierte. Solche Initiativen zeigen die Wichtigkeit der Religionspolitik in Brandenburg, insbesondere in Bezug auf die gebaute Umwelt und die Ausbildung von Rabbinern.

Ein weiterer bemerkenswerter Akteur war der CDU-Abgeordnete Andre Schaller, der in der abgelaufenen Legislaturperiode im Kirchenparlament der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz diente. Doch aufgrund seiner ungünstigen Platzierung auf der Liste seiner Partei ist sein Wiedereinzug in den Landtag unwahrscheinlich.

Die Rolle der Kirche bleibt präsent

Erik Stohn, ein weiterer SPD-Abgeordneter, war ebenfalls Teil des kirchlichen Parlaments und kämpft in einem umkämpften Wahlkreis. Trotz eines schweren Autounfalls, der seine Karriere beeinträchtigte, strebt er erneut einen Platz im Landtag an. Allerdings ist ungewiss, ob seine Position auf der Liste ausreicht, um das Mandat zu sichern.

Ein Hoffnungsträger könnte Michael Schierack von der CDU sein, der in der katholischen Gemeinde Sankt Maria Friedenskönigin in Cottbus aktiv ist. Er steht auf einem sicheren Listenplatz und hat gute Chancen, erneut in den Landtag gewählt zu werden. In der Kirchengemeinde treffen sich traditionell engagierte Christinnen und Christen, was den Austausch und die Vernetzung unter den Gläubigen fördert.

Doch die Präsenz katholischer Abgeordneter im neuen Landtag könnte schwinden, da Robert Crumbach, BSW-Landeschef und ehemaliges Mitglied der katholischen Kirche, seinen Glauben aufgegeben hat. Auch der AfD-Chef Hans-Christoph Berndt, der in der DDR aktiv in der katholischen Jugendarbeit war, gibt sich in politischen Diskussionen wenig kirchlich orientiert. Seine Interpretation von Nächstenliebe, die den Fokus auf das eigene Volk setzt, steht im Gegensatz zu den landläufigen kirchlichen Werten und wird sicherlich in kommenden Debatten thematisiert.

Die anstehenden Wahlen stehen somit nicht nur im Zeichen politischer Umbrüche, sondern auch im Kontext eines Wandels in der religiösen Vertretung Brandenburgs. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Veränderungen auf die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche auswirken werden, und welche neuen Akzenten die kommenden Abgeordneten setzen werden. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.meine-kirchenzeitung.de.

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