Erfurts jüdisches Erbe im Fokus: Welterbe-Status zieht internationale Besucher an
Der Erhalt des Unesco-Welterbe-Status hat in Erfurt nicht nur einen historischen, sondern auch einen bedeutenden touristischen Impuls ausgelöst. Die Alte Synagoge, ein zentraler Bestandteil des jüdischen Erbes der Stadt, zieht seither zahlreiche internationale Gäste an. Der Anstieg der Besucherzahlen und die steigende Nachfrage nach Stadtführungen zeigen, wie wichtig historisches Erbe für die Gemeinschaft und den Tourismus ist.
Steigende Nachfrage nach Stadtführungen
Tourismuschef Christian Fothe berichtet von einem spürbaren Anstieg an Buchungen für Stadtführungen. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden rund 350 Führungen zu Erfurts jüdischem Erbe durchgeführt, der eine Steigerung von 100 Führungen im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Führungen haben etwa 6.000 Gäste angezogen, was 1.500 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht. Diese Zahlen belegen, hier ist eine klare Entwicklung erkennbar.
„Das ist sehr gut“, kommentiert Fothe die Zunahme. Gleichzeitig macht er jedoch deutlich, dass die Qualität der Führungen nicht unter dem Wachstum leiden sollte. „Wir haben unsere Kapazitäten erreicht, und weiteres Wachstum könnte die Qualität beeinträchtigen“, so Fothe weiter.
Risiken des Über-Tourismus
Trotz der positiven Entwicklungen warnen Experten vor den möglichen Gefahren des Übertourismus. Knoblich betont, dass es nicht um die bloße Anzahl der Besucher gehe, sondern darum, das Welterbe zu bewahren. Die einzigartige Sammlung jüdischer Gebäude aus dem Mittelalter ist von unschätzbarem Wert. „Die Menschen kommen, weil sie wissen, dass sie etwas Besonderes erleben“, merkt er an.
Entwicklung und Infrastruktur
In den letzten Jahren wurden in Erfurt über 992.000 Übernachtungen gezählt, und im laufenden Jahr könnte die Marke von einer Million erreicht werden. Dennoch plant die Stadt keine großen Werbekampagnen, solange die Infrastruktur nicht ausgebaut ist. Zukünftige Maßnahmen umfassen die Nutzung eines Nebengebäudes als Eingangsbereich zur Alten Synagoge.
„Ein massives Werbeinvestment ist erst dann sinnvoll, wenn auch die nötige Infrastruktur aus- und aufgebaut ist“, erklärt Fothe und äußert den Wunsch, ein Welterbezentrum innerhalb der nächsten zehn Jahre zu etablieren.
Herausforderungen für Stadtführer
Insgesamt ist das Unesco-Welterbe ein wichtiger Schritt für die Stadt Erfurt, nicht nur zur Förderung des Tourismus, sondern auch zur Erhaltung und Wertschätzung des jüdischen Erbes. Langfristige Investitionen in die Infrastruktur und Ausbildung der Stadtführer könnten die nächste Phase dieser aufregenden Entwicklung einleiten.
– NAG