Im thüringischen Fußball wird am Samstag, dem 12. Oktober, das heiß erwartete Thüringenderby zwischen Rot-Weiß Erfurt und Carl-Zeiss Jena ausgetragen. Doch diese Rivalität geht weit über das Spielfeld hinaus. Die beiden Städte Erfurt und Jena stehen nicht nur im sportlichen Wettbewerb, sondern tragen auch einen Wettstreit um Wahrnehmung und Attraktivität aus. In einer umfassenden Analyse werden zehn Gründe aufgeführt, die belegen, warum Erfurt die Nase vorn hat.
Ein wesentlicher Faktor ist das Wachstum des Tourismus in Erfurt. Nach den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie hat sich der Trend schnell gewandelt. Im Jahr 2023 wurden fast eine Million Übernachtungen in der Landeshauptstadt verzeichnet. Im Vergleich dazu bleibt Jena weit hinter diesen Zahlen zurück und schafft es nicht einmal auf die Hälfte der Übernachtungen, die Erfurt anzuziehen vermag.
Stadtgröße und Kultur
Ein weiterer Punkt, der für Erfurt spricht, ist die Stadtgröße. Mit rund 269 Quadratkilometern und etwa 215.000 Einwohnern hat Erfurt eine signifikante Bevölkerungsdichte im Vergleich zu Jena, das lediglich 115 Quadratkilometer umfasst und rund 109.000 Einwohner zählt. Diese Größe bringt nicht nur mehr Einwohner mit sich, sondern auch eine vielfältigere Kultur und lebendigere Stadtentwicklung.
Die hohe Bedeutung der Gartenbau-Tradition in Erfurt hat die Stadt zudem zum Standort für die Bundesgartenschau gemacht. Hier können Besucher eine beeindruckende Blumenvielfalt bewundern. Das könnte der Grund sein, warum die Menschen aus Jena lieber den Blick zum Himmel richten: Sie könnten neidisch auf die reiche Flora Erfurts sein.
Erfurts berühmte Krämerbrücke ist ein weiteres Highlight. Diese historische Brücke ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und gilt als ein bedeutendes Wahrzeichen Thüringens. Im Vergleich dazu wirkt die Camsdorfer Brücke in Jena eher bescheiden und hat nicht das gleiche Renommee, obwohl sie historisch ebenfalls interessant ist.
Musik und Bildung
Die Musikkultur in Erfurt ist ein weiterer Bereich, in dem die Stadt auftrumpfen kann. Der bekannte Künstler Clueso zieht nicht nur Erfurter in seinen Bann, sondern auch viele Musikbegeisterte aus Jena, die für seine Konzerte anreisen. Die Vorliebe für kulturelle Veranstaltungen und die Veranstaltungsvielfalt in Erfurt sprechen für die Attraktivität der Stadt.
Außerdem kann Erfurt auf eine traditionsreiche Universität zurückblicken, die älteste Deutschlands. Diese Universität ist nicht nur bedeutend für die Stadt, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der deutschen Bildungslandschaft. Im Gegensatz dazu hat Jena erst im 16. Jahrhundert eine Hochschule gegründet, was die lange und bedeutende Bildungstradition Erfurts unterstreicht.
Die Altstadt Erfurts ist ebenfalls ein touristischer Anziehungspunkt, bekannt für ihre charmante Fachwerkkulisse und die weitgehend erhaltene mittelalterliche Architektur. Während Jenas Innenstadt auch sehenswert ist, hat Erfurt international die Nase vorn.
Die Verkehrsanbindung Erfurts ist ein weiterer Pluspunkt: Die Stadt fungiert als bedeutender Knotenpunkt im deutschen Bahnnetz mit zahlreichen ICE-Verbindungen zu Großstädten wie Berlin, München und Frankfurt. Dies erleichtert nicht nur den Zugang zu Erfurt, sondern fördert auch den Tourismus und die Erreichbarkeit von Veranstaltungen in der Stadt.
In puncto Fußball hat Erfurt immerhin auch einen aufstrebenden Verein. Rot-Weiß Erfurt hat zuletzt in der Regionalliga beachtliche Leistungen gezeigt, mit einer Serie von vier ungeschlagenen Spielen. Dies nagt an dem Stolz Jenas, das sich in der Tabelle zwar besser behauptet, jedoch in Pokalspielen oft Überraschungen erlebt.
Dies sind die wesentlichsten Argumente, die für Erfurt sprechen und die Rivalität zur Stadt Jena weiter anheizen. Das Derby am kommenden Wochenende verspricht nicht nur sportliche Spannung, sondern auch einen Schuss lokalpolitischen Ehrgeizes.
Wie die Jenaer auf diese Einschätzung reagieren, bleibt abzuwarten. Durch die Rivalität wird deutlich, dass nicht nur das Fußballspiel, sondern auch die kulturellen, touristischen und wirtschaftlichen Faktoren eine entscheidende Rolle im Wettbewerb der beiden Städte spielen. Weitere Informationen dazu finden Sie auf www.thueringer-allgemeine.de.
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