In Berlin sorgt eine ungewöhnliche Verwendung des Gendersterns durch den Bürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne), für Aufregung. In einem Statement zum Weltmädchentag am 11. Oktober sprach er von „Weltmädchen*tag“, was die Diskussion über die korrekte Anwendung von gendersensibler Sprache neu entfachte. Solche Formulierungen sind nicht nur sprachlich interessant, sondern auch Teil eines größeren gesellschaftlichen Diskurses über Identität und Inklusion.
Oltmann lobte die mit der Veranstaltung verbundene „Weltmädchen*party“, die von verschiedenen Organisationen, darunter der FachAG Mädchen*arbeit und dem Jugendamt, ausgerichtet wurde. Ziel dieser Aktion war es, Mädchen und junge Frauen zu stärken und ihnen zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Förderung von Gendergerechtigkeit und Chancengleichheit.
Bedeutung der Gendersternchen
Der Genderstern wird normalerweise vor die Endung eines Substantivs gesetzt, wie bei „Lehrer*innen“, um Menschen verschiedener Geschlechtsidentitäten anzusprechen. Die Verwendung des Sterns nach „Mädchen“ und „Frauen“ wird jedoch als neuartig betrachtet. Wie die Pressestelle erklärte, sei dies bewusst gewählt worden, um die Vielfalt der Geschlechteridentitäten zu verdeutlichen. Diese Formulierung soll somit auch nicht-binäre Identitäten berücksichtigen und ein inklusives Sprachgefühl schaffen.
Allerdings bleibt die Frage, ob das Ziel tatsächlich erreicht wird. Kritiker befürchten, dass die Verwendung des Gendersterns in dieser Form zu Verwirrung führt und den Fokus von der eigentlichen Identität der angesprochenen Gruppen ablenkt. Am Weltmädchentag sollten speziell Mädchen und Frauen gefeiert und angesprochen werden. Verbale Konstrukte, die über diese Identitäten hinausgehen, könnten den ursprünglichen Sinn verwässern.
Einen weiteren Aspekt der Debatte stellt die Frage dar, wie diese Formulierungen in der Zukunft verwendet werden. Werden Jungen als „Jungen*“ und Männer als „Herren*“ angesprochen? Und wie wird der Bürgermeister sich selbst bezeichnen? Solche Auslegungen könnten die Sprachdebatte noch weiter anheizen.
Zusätzlich zur Diskussion um gendergerechte Sprache gibt es im Bezirk Tempelhof-Schöneberg weitere Herausforderungen, die dringend angegangen werden sollten. Während sich die Bürokratie mit der korrekten Anwendung gendergerechter Sprache beschäftigt, sind grundlegende Probleme wie die Schulbildung, Sauberkeit der Gehwege und die Wohnungsnot nach wie vor ungelöst. Kritiker werfen der Stadtregierung vor, die Prioritäten nicht richtig zu setzen, während die Probleme, die die Bürger täglich betreffen, ungelöst bleiben.
Die Bevölkerung reagiert gemischt auf diese sprachlichen Neuerungen. Eine deutliche Mehrheit hat sich gegen die Gendersprache ausgesprochen und erwartet von ihren politischen Vertretern, dass sie auf die Bedürfnisse aller Bürger achten und nicht nur die ihrer eigenen Partei. Diese Spaltung in der Gesellschaft verdeutlicht, wie heikel das Thema der Gendergerechtheit ist und dass es noch viel Raum für Diskussionen und Klärungsbedarf gibt.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische Kommunikation in Tempelhof-Schöneberg unter dem Einfluss solcher Entscheidungen weiterentwickeln wird. Die Balance zwischen zeitgemäßer Sprache und der Lösung praktischer Probleme bleibt eine Herausforderung für alle Beteiligten.