Kabul (dpa) – Nach dem ersten Abschiebeflug von verurteilten Straftätern aus Deutschland, seit die Taliban im Jahre 2021 die Macht übernahmen, haben die Taliban ihre Hoffnung auf direkte Verhandlungen mit Berlin geäußert. Ein hochrangiger Funktionär erklärte, dass eine enge Zusammenarbeit im Interesse beider Länder liegen würde. Diese Äußerung folgt einem bemerkenswerten Moment in der aktuellen Beziehung zwischen Deutschland und Afghanistan.
Der Rückflug der 28 Abgeschobenen am vergangenen Freitag markierte einen bedeutenden Schritt. Es handelte sich um verurteilte Straftäter, die kein Bleiberecht in Deutschland hatten und bereits Ausweisungsverfügungen erhalten hatten. Der Abschiebeflug wurde von der katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways durchgeführt und war der erste seiner Art seit der Übernahme der Taliban vor drei Jahren.
Die Rolle Katars
Der Golfstaat Katar spielte eine entscheidende Rolle bei der Koordination der Abschiebungen. Laut Berichten vermittelte Katar zwischen der deutschen Regierung und den Taliban, um diesen Flug zu ermöglichen. Trotz dieser Entwicklung bleiben die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und den Taliban angespannt, da Deutschland keine offizielle Anerkennung der Taliban-Regierung vorgenommen hat.
Die Taliban betonen, dass die 28 Abgeschobenen nach den gesetzlichen Bestimmungen in Afghanistan behandelt würden. Der Vertreter der Taliban machte jedoch keine weiteren Details über den Verbleib der Straftäter bekannt, die Berichten zufolge im berüchtigten Gefängnis benötigt werden, das für seine harten Bedingungen bekannt ist.
Die internationale Gemeinschaft bleibt skeptisch gegenüber den Taliban, vor allem wegen der anhaltenden Missachtung der Menschenrechte in Afghanistan. Insbesondere Frauen sehen sich strengen Einschränkungen gegenüber, die internationale Beziehungen beeinflussen. Bislang hat kein Land die Taliban-Regierung offiziell anerkannt, was zu einer fortdauernden Isolation Afghanistans geführt hat.
Aufruf zu weiteren Abschiebungen
In Deutschland haben Unionspolitiker nach dem ersten Abschiebeflug bereits gefordert, dass weitere Rückführungsaktionen folgen sollten. Angesichts der Anzahl der abgelehnten Asylbewerber und der Verurteilten gibt es Bestrebungen, eine klare Position zu den Abschiebungen zu beziehen und dies durch weitere vergleichbare Maßnahmen zu unterstützen.
In diesem Kontext wird die Frage der Zusammenarbeit zwischen den Taliban und deutschen Behörden für die Rückkehr von weiteren Straftätern immer relevanter. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, wie sie mit diesem sensiblen Thema umgeht, insbesondere in Anbetracht der kritischen Haltung gegenüber den Taliban und deren Menschenrechtslage.
Insgesamt bleibt die Lage komplex und verlangt ein sorgfältiges Abwägen der Interessen beider Seiten. Die Taliban sehen in dieser Situation eine Möglichkeit zur Wiederherstellung historischer Beziehungen, während Deutschland die schwierige Balance zwischen humanitären Verpflichtungen und sicherheitspolitischen Überlegungen wahren möchte.
– NAG