In Serbien kommt es zu massiven Protesten: Am Slavija-Platz in Belgrad versammelten sich nach offiziellen Schätzungen zwischen 28.000 und 29.000 Menschen, wobei unabhängige Beobachter die Anzahl sogar auf bis zu 102.000 bezifferten. Teilnehmer sind Landwirte, Lehrer und Ärzte, die gegen die Korruption und das autoritäre Regime von Präsident Aleksandar Vučić auf die Straße gehen. Seit dem tragischen Einsturz des Bahnhofvordaches in Novi Sad am 1. November, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen, haben Studenten landesweit die Universitäten blockiert und Gedenkminuten für die Opfer gefordert. Diese Bewegung hat sich mittlerweile mit anderen Schülern und der breiten Öffentlichkeit solidarisiert, und die Bereitschaft zum Protest wächst täglich, wie vol.at berichtet.
Historische Parallelen zur Studentenbewegung in Deutschland
Die Proteste in Serbien zeigen auffällige Parallelen zu den turbulenten Zeiten der Studentenbewegung in Deutschland in den 1960er Jahren. Damals regierten Unzufriedenheit und Skandale: Die inflationäre Entwicklung und die Berliner Mauer prägten eine Generation, die für Veränderungen kämpfte. Studierende forderten eine Reform des Bildungssystems und protestierten gegen die militärische Unterstützung von Diktatoren, was insbesondere unter dem Vorzeichen des Vietnamkriegs zu immer radikaleren Aktionen führte. Die spirituelle Heimat dieser Bewegung, der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS), wurde von jungen Leuten zur Organisation einer breiteren Opposition gegen die autoritären Strukturen ihrer Zeit gemacht, so wie es die Studenten in Serbien heute tun, wie planet-wissen.de beschreibt.
Die Unterschiede zwischen den Studenten von damals und den heutigen Serben liegen in der Entschlossenheit der jungen Protestierenden: Während die deutschen Studenten zunächst mit kreativen Protestformen wie "Go-ins" und "Teach-ins" auftraten, zeigen serbische Studenten eine ähnliche Radikalität und Entschlossenheit, die ihrer direkt entblößten Autorität in Form von Präsidentschaft und Regierung entgegensetzen. Diese Dynamik könnte dazu führen, dass die Protestwelle in Serbien eine nachhaltige Veränderung in der politischen Landschaft bewirken wird.
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