In Rheinland-Pfalz wurde jüngst ein sechsmonatiges Projekt zur Planung des zukünftigen Stromnetzes abgeschlossen, welches einige bedeutende Mängel in der Zusammenarbeit von Netzbetreibern offenbart hat. Die Datenwerkstatt mit dem Titel „Stromnetz 2024“ hat eine Notwendigkeit zur besseren Koordination zwischen verschiedenen Akteuren aufgezeigt. Energieministerin Katrin Eder erklärte bei der verabschiedenden Veranstaltung in Mainz, dass es dabei zu einem „Henne-Ei-Dilemma“ kommt, wenn es darum geht, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um die angestrebten Ziele im Bereich erneuerbare Energien zu erreichen.
Das Projekt, das im Mai startete, hatte das Ziel, die Planungen des Übertragungsnetzbetreibers Amprion mit den vielen verschiedenen Betreibern von Verteilnetzen abzugleichen. Diese Verteilnetzbetreiber kommen sowohl von Unternehmen als auch von Kommune oder Stadtwerken und umfassen beispielsweise Westnetz und die Energienetze Mittelrhein. Die Teilnehmenden dieses Projekts stellen fest, dass oft unterschiedliche Planungshorizonte bestehen. So blickt Amprion bis ins Jahr 2037 und20245, während die Verteilnetzbetreiber nicht immer diese Weitsicht zeigen.
Gemeinsame Datengrundlage geschaffen
Ministerin Eder erwähnt, dass durch die Dachwerkstatt eine wichtige gemeinsame Datengrundlage entstanden sei, die auch als Vorbild für künftige Projekte dienen könne. Die Ergebnisse zeigen, dass Akteure vor Ort in Rheinland-Pfalz mit einer geringeren Zunahme von Wärmepumpen und Elektromobilität rechnen, als der neue Netzentwicklungsplan von 2023 ursprünglich anvisiert hat. Diese Erkenntnisse sollen in den kommenden Netzentwicklungsplan 2025 integriert werden, wie der technische Geschäftsführer von Amprion, Hendrik Neumann, berichtet. „Für uns war das wirklich ein großer Mehrwert“, so Neumann, der betont, dass das Netz so ausgelegt werden soll, wie es notwendig ist.
Die Unterschiede in den Planungszeiträumen haben konkrete Auswirkungen auf die zukünftige Energieversorgung. Eder erläutert, dass viele Netzbetreiber über wichtige Entwicklungen nicht informiert sind. Ein Beispiel ist das Moratorium zur Ausweisung neuer Windkraftgebiete im Rhein-Hunsrück-Kreis, das bei einigen Netzbetreibern nicht bekannt war. Solche Informationsdefizite können die Planung und den Ausbau von Netzinfrastrukturen erheblich behindern.
Ein zentrales Thema der Diskussion war auch die Umstellung auf Wasserstoff. Unternehmen zögern, ihre Prozesse umzustellen, solange sie nicht sicher sein können, dass ausreichende Netzkapazitäten vorhanden sind. Umgekehrt benötigen Netzbetreiber aber verbindliche Bedarfsmeldungen, um entscheiden zu können, wo sie ausbauen müssen. Diese gegenseitige Abhängigkeit wurde sowohl von Eder als auch von anderen Beteiligten hervorgehoben. Der Spezialglashersteller Schott, der an seinem Standort in Mainz an der Umstellung seiner CO2-intensiven Prozesse arbeitet, hebt die Bedeutung von Planungssicherheit hervor.
Zukunftsaussichten und Fortsetzung der Zusammenarbeit
Rheinland-Pfalz hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden, was fünf Jahre früher ist als die bundesweite Vorgabe. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden. Der neu gewonnene Strom muss effizient von einem Ort zum anderen transportiert werden. Der Abschlussbericht der Datenwerkstatt liefert interessante Prognosen über den Strombedarf in den verschiedenen Regionen. Die Eifel und der Rhein-Hunsrück-Kreis werden als Hotspots für Windkraft identifiziert, während der Kreis Alzey-Worms hervorsticht in Bezug auf Photovoltaik-Nutzung künftig die höchsten Zahlen an Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen aufweisen sollen.
Obwohl das Projekt nun offiziell abgeschlossen ist, bleibt die Zusammenarbeit notwendig. Eder betont, dass der Kontakt zwischen allen Beteiligten zukünftig weiterbestehen soll und die gesammelten Daten auch weiterhin aktualisiert werden. „Es bleibt also noch viel zu tun“, fasst Eder die Lage zusammen, unterstrichen durch die anhaltenden Herausforderungen in der Planung und Umsetzung nachhaltiger Energiekonzepte.
Die Datenwerkstatt hat somit nicht nur Schwächen im aktuellen System offenbart, sondern auch die Möglichkeit für eine neue Grundlage der Zusammenarbeit aufzeigen können. Die Erkenntnisse werden entscheidend sein, um die Klimaziele zu erreichen und die Energiewende in Rheinland-Pfalz erfolgreich zu gestalten.
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.tv-mittelrhein.de.